Weißes Rauschen – White Noise

Intellektuelles Vergnügen?

Ist dieser Film von Noah Baumbach, der mit Don DeLillo auch das Drehbuch geschrieben hat, vor allem ein intellektuelles Vergnügen?

Grad auch in Deutschland ist Baumbach bei den Intellektuellen hoch angesehen. Die werden sich zu diesem Film ihren Reim machen. Dazu ist er alleweil gut genug. Grad wenn man wie ich das Gefühl hat, es fehle jeder Schlüssel zum Verständnis und sich wünscht, der Film möge in den Tiefen der Streamingdienste für immer verschwinden und nie das Licht der Leinwand erblicken.

Der Film als Rätsel bietet Anhaltspunkte. Eine Lecture über die Liebe Hollywoods zu Crashs von Autos, und wie Hollywood das immer mehr perfektioniere. Im Film selbst wird es ein Crash sein zwischen einem Güterzug mit Tankwagen und einem LKW, der mit Öl beladen ist.

Es wird, der Film dauert über zwei Stunden, ewig dauern, bis es zur Explosion kommt und vor allem zur schwarzen Rauchwolke. Diese wird von der Protagonistenfamilie um Adam Driver als Jack und Greta Gerwig als Babette mit den quirlig-lockigen Haaren und den vielen Kindern beobachtet.

Diese Rauchwolke wird zur Überschrift über das zweite Kapitel benutzt: The Airborne Toxic Event. Es folgt Evakuierungspanik, endlose Schlangen von Station Wagons der späten 60er oder frühen 70er Jahre. Es geht aber nicht nur um filmisch ergiebige Katastrophen, es geht auch um Psychobiologie, um Bewusstseinszustände, um Bewusstseinsbeeinflussung durch eine Tablette namens Dylubrama (Titel des 3. Kapitels), es geht um das Leben und den Tod und auch die Wiedergeburt, um den Widerspruch zwischen Desaster und Hoffnung, um die fragile menschliche Kreatur.

Die Protagonistenfamilie bewegt sich in der Station-Wagon-Ära und schwupps, ja, im Heute, in der Epidemiezeit, was dazu führt, dass in einer Szene im Auto manche Darsteller Maske tragen, manche die Maske ganz vorm Mund, manche die Maske an ein Ohr gehängt – und dann wieder nicht.

Adam Driver ist etwas oft im Bild und macht deutlich, wie einförmig seine schauspielerischen Mittel sind. Das führt zu einem Driver-Überdruss.

Zu vermuten ist, dass deutsche Produktionsgelder abgegriffen werden sollten, stupid German Money, das jeder Film erhält, wenn er nur hier dreht und netterweise noch den einen oder anderen Subventionsstar beschäftigt. Für diese absurde Politik ist inzwischen Lars Eidinger eines der Maskottchen, ihn lässt man am besten machen, dann ist er wirklich saulustig und lässt der Klamotte freien Lauf. Er darf ein Englisch sprechen, das er beim Schauen von amerikanischem Fernsehen gelernt habe.

Insofern muss auch das Nazireich im Film vorkommen, passt ja zum Thema Katastrophen und genau so eine künstlerische Katastrophe ist es, wenn Barabara Sukowa eine Knallcharge von Ordensschwester hinlegt, die der Kirche abschwört.

Am Schluss gibt es noch ein Supermarkt-Ballett oder ähnliche Inszenierung; das wirkt kindisch und fantasielos, künstlerisch betulich; soll wohl den Satz vom Supermarkt als Gateway (to Heaven oder to Hell?) illustrieren. Immerhin hat Adam Driver den deutschen Satz „Ich esse Kartoffeln“ gelernt; seine Wampe spricht nicht dagegen. Auf dem Familien-Auto steht beim Nummereschild: Control is Mind-Control. Möglicherweise aus diesem Grund haben sie es mit der Kontrolle über diesen Film doch arg locker gehalten.

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