Menschliche Dinge – Les choses humaines

Diese menschlichen Dinge im Film von Yvan Attal, der mit Yael Langmann auch das Drehbuch nach dem Roman von Karine Tuil geschrieben hat, das sind vornehmlich diese Dinge zwischen Mann und Frau, die überwiegend hinter verschlossener Tür stattfinden, und keiner von außen kann wissen, ob sie einvernehmlich passiert sind oder mittels Gewalt und Zwang und also für die eine Seite unfreiwillig.

Allerdings ist es ein gewisser Hinweis, wenn eine Frau freiwillig und ohne Zwang einem Mann, den sie erst gerade kennengelernt hat auf einer Alk- und Koksparty in Paris, ins Freie folgt und dann sogar in einen abgeschirmten Raum, der von innen nicht mal verschlossen wird.

Das ist just der Casus, um den es in diesem Film geht, der als brillanter französische Themenfilm anfängt und als ebensolch brillanter Justizfilm weitergeht; das ist aber bereits ein Spoiler; also wer unvoreingenommen diesen Film anschauen will, lediglich mit der Info, dass es um einen Film im Bereich von Me-Too handelt, der muss sich jetzt ausklinken.

Verhandelt wird die Klage von Mila Wizman (Suzanne Jouannet), die aus streng jüdischer Familie stammt, gegen Alexandre Farel (Ben Attal) mit dem als Showmaster berühmten Vater Jean (Pierre Arditi) und der mindestens so berühmten Mutter Claire (Charlotte Gainsbourg), einer flammenden Feministin, die sich vehement gegen Gewalt in den Beziehungen ausspricht, speziell der Gewalt von Männern gegen Frauen.

Die Ehe der Eltern von Alexandre hat sich als brüchig erwiesen. Papa ist ein Weiberer und Mama hat sich mit Prof. Adam Wizman (Mathieu Kassovitz) einen neuen Mann geangelt. Sie ist somit die Stiefmutter der Klägerin und gleichzeitig die Mutter des Beklagten.

In einer die Spannung garantierenden Häppchenmethode gibt der Film nach und nach den wahren Sachverhalt preis; dazwischen die Folgen der Vergewaltigungs-Anklage, die Alexandre besonders hart zu spüren bekommt, auch die Shitstorms für die Mutter, alles, was heutzutage noch nicht bewiesene Behauptungen gerne und schnell auslösen.

Man denkt momentweise unwillkürlich an die Fall von Jörg Kachelmann dessen Karriere durch eine ganz offensichtlich erfundene Behauptung ruiniert wurde.

Der Film macht deutlich, wie schwierig das Thema ist, wie schwer es von außen zu beurteilen ist, ob ein solch menschliches Ding freiwillig oder unter Zwang stattfindet, umso mehr als verbreiteter erotischer Wortschatz, der dann womöglich in einem Chat gespeichert ist, Dinge ganz anders umschreibt, als sie tatsächlich sind.

Der Film ist in der Art einer atemlose Reportage realisiert, die immer wieder die verschiedenen Standpunkte beleuchtet. Dem Zuschauer bleibt es am Schluss selbst überlassen, sein Urteil zu bilden.

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