Niwidzialna Wojna

Mächtiges polnisches Filmwerk

Wow! Erneut schlägt der polnische Regisseur Patryk Vega (Petla, Pitbull-Exodus, Love Sex and Pandemic) zu mit einer massiven Selbstdarstellung oder Autobiographie oder Autofiktion, was im Film halt möglich ist, sprengt erneut schier die Grenzen des polnischen Kinos. Träumt ja auch davon, im Film, Filme auf Englisch zu machen.

Es ist eine Kaputtkarriere, musterhaft möchte man fast sagen. Ein vaterloser Berseker und Überehrgeizling, hierin dem Werner Herzog nicht unähnlich. Ihn stabilisert die innige Beziehung zur Mutter. In einer irren Berg-Grat-Szene, abschüssig auf beiden Seiten, symbolisiert er das gleich zu Beginn, er noch ein Bub. Sie wird zuverlässig bei all seinen Schlawinereien zu ihm halten.

Das steht auch bildlich für ein Leben am Anschlag. Er will immer der Beste sein. Und wenn es im Fußball nicht klappt, gibt es Heavy Metal und wenn das nicht, so sind inzwischen die Computer erfunden. Die Videospiele. Man kann dealen mit solche begehrten Sachen. Das ist nicht legal. Kann den Schulausschluss bedeuten.

Es gibt lukrativere Geschäfte – viele davon sind in früheren Filmen von Patryk Vega gut ausgebreitet, alles was mafiös, anrüchig, zwielichtig – kurz: Filmstoff! – ist. Da fühlt sich der junge Mann hingezogen. Will bald ein Großer sein. Der Kontakt mit der Polizei kann nicht ausbleiben.

Eine gebrochene Biographie, die wilde Kapriolen schießt. Eine Biographie auch, die durch Kinobesuche mit allem, was in den 80ern groß im Kino war, geprägt ist. Der Traum von den Millionen, die mit Film zu verdienen sind.

So leicht wird aber ein Dahergelaufener nicht genommen auf den Filmschulen, auch großspurige Auftritte helfen nicht unbedingt. Dann wenigstens als Mädchen für alles. Das fiebrige Hirn arbeitet derweil an Ideen, auch Drehbuchideen.

Es läuft dem jungen Patryk das Dokumentarische über den Weg. Bald kann er selber mit einer Kamera und dank Kontakten zu Kriminalpolizei und Unterwelt sich nützlich machen.

Als Erwachsenen spielt Rafal Zawierucha diesen Patryk Vega, der eine unglaubliche Achterbahnfahrt im Leben hinlegt, mit plötzlich auch Millionenerfolgen im Kino – und dann wieder Flops, mit Exzessen aus Alkohol und Koks, fettleibig und aufgeschwommen.

Seine Mutter (Anna Mucha) und seine Freundin (Justyna Karlowska) stehen verlässlich an seiner Seite. Hier kommen kirchliche Hämmer hinzu, dass sie als nicht geschiedene Frau nicht wieder heiraten darf.

Mit einem Film über Abtreibung erregt Patryk besonderes Aufsehen, gerade im katholischen Polen ein heißes Thema. Nach den Exzessen folgen Phasen esoterischen Trial- and Errors bis hin zur Wendung zum katholischen Glauben inklusive Exorzismus-Versuch.

Patryk Vega zeigt in jedem einzelnen seiner Bilder diesen Willen zum Bildexzess, zur Suche der Grenze und immer wieder Shots aus Drohnenflügen über dem Häusermeer von Warschau.

Die Figur im Film ist nicht ein Fake, sie heißt auch im Film Patryk Vega; allerdings nicht von Anfang an, der polnische Name ist nun wirklich nicht für eine internationale Vermarktung geeignet.

Im deutschen Wikipedia gibt es nicht mal einen Eintrag über Patryk Vega.

Auch ein verrücktes Bild für dieses Leben: die halsbrecherische Rückwärtsfahrt in einem Auto wegen kaputter Kupplung.

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