Checker Tobi – Der Migrations-Check (Kika, Samstag, 3. September 2022, 19.25 Uhr)

Fernsehredakteurins Sonntagsschule

Dieser Fernsehbeitrag von Judith Issig und Antonia Simm zeigt in erster Linie, wie sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehredakteurinnen Birgitta Kaßeckert und Petra Müller Migration und Integration in Deutschland vorstellen: die Migranten wohnen alle in einem Haus, in dem als einziger Deutscher der inwzischen etwas beleibtere Checker Tobi zu wohnen vorgibt. Wenn das mal nicht gelogen ist.

Selbstverständlich lebt die bunt gemischte Bewohnerschaft konfliktfrei, Friede, Freude, Eierkuchen, jeder bringt zum Fest im Hof Essen aus seinem Land mit. Das mag alles vorkommen. Aber in so einem Haus wohnen bestimmt keine Fernsehredakteurinnen und garantiert keine Familien mit lauter lauten, kleinen Kindern in zu beengtem Raum und mit enormem Konfliktpotential; solches wird ausgeblendet; Stadtviertel, in denen die Integration misslingt, in denen Gangs die Herrschaft übernehmen; Viertel, in denen Jugendgangs mit schlechtem Bildungshintergrund, wenig Zukunftsperspektiven und hoher Gewaltbereitschaft rumhängen; das ist nichts für erzieherisches deutsches Kinderfernsehen.

Nein, die Kika-Integrationswelt ist eine ordentliche Welt. Vor allem, wer wird sich so eine Sendung anschauen? Allenfalls die Braven, die auf dem Integrationstugendpfad sich Befindlichen und von Integrationskonflikten Verschonten. Garantiert nicht jene, bei denen die Integration mit schier unüberwindlichen Hindernissen verbunden ist.

So pädagogisch wert- und sinnvoll im Einzelnen auch das Schubladenspiel sein mag, bei dem jeder Teilnehmer konkret fühlen kann, was Ausgrenzung bedeutet – genau das aber wird dem Fernsehzuschauer zuhause nicht passieren in seinem Sofa.

Die Sendung wirkt wie ein Schönmalen einer Welt, die nicht so schön ist oder wie ein Ausblenden der vielfach harten Integrationsrealität grad auch bei Menschen, die durch Flucht und Krieg traumatisiert sind und also mit ungünstigsten Voraussetzungen vor dieser Herausforderung stehen und die in Deutschland lange nicht überall auf Verständnis stoßen.

Sicher, es ist schwierig, ein solch zentrales gesellschaftliches Thema in einer knappen halben Stunde profund zu behandeln. Aber letztlich bringt das Schönmalen oder das Allgemeinplätzige nichts.

Die Integrationsproblemtischen, die gehen nicht in die Sonntagsschule der Fernsehredakteurin und die schauen auch keinen Kika. Aber wenn Fernsehredakteurinnen Seelenmassage betreiben können, so hilft es wenigstens ihnen. Vielleicht. Kaum zu erwarten, dass am Samstagabend um halb Acht, Jugendliche, die ihre Zeit auf der Straße verbringen, vorm Fernseher hocken und sich so integrieren lassen, oder dass in einer Großfamilie mit Kindern in allen Altersstufen so eine Sendung andächtig geschaut wird.

Vermutlich ist die Sendung realitätsfremd, was die wahren Probleme der Integration betrifft.

Wenn es nach dieser Sendung ginge, würde es wohl nirgendwo einen Migrations-Beirat brauchen. Weil ja Migration, Integration und Wir-Bestimmung so konfliktfrei machbar sind. Schöne heile Fernsehwelt. Sonntagsschulwelt und das N…lein nickt mechanisch, wenn Du einen Groschen einwirfst.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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