Mikado (Fünf Seen Filmfestival)

Sensibles Gleichgewicht

Der deutsche Titel (original: Marocco) dieses Filmes von Amenuel Parvu, der mit Alexandru Popa auch das Drehbuch geschrieben hatd, deutet mit dem Hinweis auf das Mikado-Spiel auf sorgfältig ausbalancierte menschliche Konstellationen hin, bei denen es nicht viel braucht, um sie zum Zusammenbruch, zum Einsturz zu bringen, im Glücksfall, sie nur zu erschüttern.

Der Mikado-Spieler soll aus dem Stäbchenhaufen, der willkürlich hingeworfen wird, ein Stäbchen entnehmen ohne den Rest des Gebildes zu gefährden. Einer allerdings, die Hauptfigur Christi (Serban Pavlu) ist charakterlich schwierig, schnell ungehalten und ruppig, nicht allzu feinfühlig, offenbar geschäftlicher Erfolgsmann.

Die Konstellation um Christi herum ist diffizil. Seine Frau ist vor einigen Jahren gestorben, jetzt lebt er mit der jüngeren Maria zusammen; Problem für Tochter Magda, die gerade erwachsen geworden ist. Sie hat einen Freund, der ist Klinik-Clown, Julien.

Die dramatische Handlung wird in Gang gesetzt durch ein teures Weißgold-Kettchen, das Christi seinem Töchterchen zum Geburtstag schenkt. Allerdings ist das bereits tags darauf verschwunden. Das treibt Papa auf die Palme. Er muss das Mikado-Stäbchen aus den verschlungenen, nahen menschlichen Beziehungen herausfischen. Jedenfalls fühlt er sich bemüßigt dazu, wobei es ihn gar nichts angeht, denn das Kettchen hat er ja verschenkt.

Das Kettchen muss nach Christis Ansicht nicht nur im Zimmer des Töchterchens gesucht werden – logisch, dass ihr das nicht gefällt – sondern auch im Umfeld der Klinik, bei den Kindern, die den Geburtstag vom Töchterchen mit dem eines Patienten gefeiert haben, beim Pflegepersonal, wobei eine Pflegerin die Mutter des Freundes von Töchterchen ist, des Klinikclowns.

Das sind eng verwobene Verhältnisse und Abhängigkeiten. Christi spielt eine Spende für das Spital aus für Einflussnahme auf eine Personalentscheidung.durch die Chefärztin. Es betrifft die Mutter der Freundin seines Sohnes. Sie kommt damit nicht zurecht. Der Stäbchenhaufen wird mehr als nur erschüttert

Emanuel Parvu erzählt die Geschichte und den sich abzeichnenden Kriminalfall schlank, schnell und gekonnt in dieser quasi-dokumentarischen Art, die gerade auch das rumänische Kino exzellent beherrscht, wenn es wie hier packend auf soziale Probleme eingeht.

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