Der beste Film aller Zeiten – Official Competition

Großzügige Eleganz

bestimmt diesen Film von Mariano Cohn und Gastón Duprat, die mit Andrés Duprat auch das Buch geschrieben haben.

Eleganz nicht nur im Hinblick auf die geniale Architektur, in der die Handlung stattfindet: riesige Räume, die den Menschen richtiggehend ausstellen, ihn als solchen schon fast zur Kunstperformance werden lassen, es ist auch die Haltung zu dem Thema der Künstlermimosen, die besonders fiebrig wirken vor dem Hintergrund eines häufig sehr bestimmten, stoischen Tastenanschlages auf einem Klavier mit klassischen Tonfolgen auf der Tonspur.

Wobei das erste Thema ein anderes ist. Der 80 jährige Huberto Suárez (José Luis Gómez), der es als Geschäftsmann mit Pharma zu (nutzlosem) Reichtum gebracht hat, möchte etwas Bleibendes hinterlassen. Er denkt an eine gesponserte Brücke, die seinen Namen tragen wird. Aber auch daran, den besten Film aller Zeiten machen zu lassen. Er sichert sich die Rechte an einem Roman, der von zwei Brüdern handelt, die keinen Kontakt mehr zueinander haben wegen eines Unfalles.

Suárez, der Geschäftsmann, möchte von allem nur das Beste. Er selbst hat leidlich wenig Ahnung von Kunst, noch weniger von Kino. Als beste Regisseurin wird ihm Lola (Penélope Cruz) vorgeschlagen, als beste Darsteller der beiden Brüder Félix (Antonio Banderas) und Ivan (Oscar Martínez).

Der Film wendet sich den Proben in den erwähnten großzügigen, leeren Räumen zu. Die beiden Stars sind alte Kämpen. Lola, faszinierend wie Penelope Cruz sie darstellt, auch wie sie aussieht in ihrem engen Anzug und der gigantischen Frisur, Lola fordert die Stars gleich bei der ersten Leseprobe heraus; sie scheint genau zu wissen, was sie will, was sie unter darstellerischer Wahrheit versteht.

Sie stößt schnell an die Grenzen besonders von Iván, der meint, also weinen, das tue er erst dann vor der Kamera und doch nicht bei einer Leseprobe.

Der Film ist eine einzige Hommage an die Kunst, an die Schauspielerei, an das Theater und das Kino. Er kennt die Empfindlichkeiten und auch Unsicherheiten von solchen Stars und rückt ihnen genüßlich auf den Leib. Die Rivalität zwischen den beiden kocht immer wieder hoch und geht bis zur Tätlichkeit. Kampfsport müssen sie auch üben.

Nebst all der Eleganz in allen Bereichen macht auch das eine der Stärken dieses wunderbaren Filmes aus, dass er das Wissen um die Empfindlichkeiten und Eitelkeiten seiner Starts nicht brühwarm als Nähkästchenbericht sensationell verpackt; sondern wie einen Teil der Partitur behandelt.

Und wenn das einerseits alles sehr ernsthaft wirkt, so überrascht er dann auch wieder mit einer nicht unbedingt vorhersehbaren Pointe. Eine elegantere Würdigung und Wertschätzung der darstellenden Künste (in den geeigneten Räumen) kann man sich kaum vorstellen, großartig gespielt beispielsweise mit feiner künstlerischer Selbstironie wie in der Kussszene. Oder, die ‚Übung‘ mit den Trophäen der beiden Stars, da schaugste.

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