Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich

Gewerbliches Abenteuer

Mich würde mal eine Doku interessieren, die alles um solche Extremsport-Dokus dokumentiert: zuerst die Suche nach Geldgebern und Sponsoren, die Diskussionen, welches Pickerl wann und wo zu zeigen ist; die Verträge; alles was im Hintergrund an Vorbereitungen läuft, auch die Medienarbeit genau so wie die Arbeit des engagierten Doku-Teams.

Hier im Film von Markus Weinberg, der in Buch, Regie und Konzept von Steffi Rostoski unterstützt wurde, sehen wir mehr das Marketing-Produkt des Extremsportlers Jonas Deichmann, der sich den Wahnsinn eines Triathlons rund um die Welt vorgenommen hat – als Broterwerb einerseits, andererseits aber, und das ist wohl auch die Botschaft, sich lebendig zu fühlen, die richtige Einstellung zu schier unmöglichen Herausforderungen zu entwickeln.

Es ist also ein Job, eingebettet in ein weites Netz von Unterstützung, andererseits ist es ein einsamer Job, so einsam, dass das Umrundungs-Hilfsgerät Fahrrad schon mal als ‚Ehefrau‘ tituliert wird.

Mit dem Fahrrad geht die Weltumrundung in München los. Das Schwimmpensum dieses Welttriathlons absolivert der Protagonist die Adria entlang hinunter nach Dubrovnik. Mit dem Fahrrad geht’s weiter über die Türkei, mit einer coronabedingten Pause und Umweg über Rumänien und die Ukraine nach Russland, quer durch bis Wladiwostok.

Dann muss er coronabedingt doch zum Flieger greifen, um quer durch Mexiko die Marathonstrecke mit einem eigens hergerichteten Anhängerwägelchen zu laufen, dann mit dem Flieger nach Portugal und mit dem Fahrrad über Frankreich zurück nach München. Dort erwartet ihn ein deutlich größerer Medienpulk als bei der Abreise. In Mexiko wird er richtiggehend zum Medienstart, überall begleiten ihn Läufer oder empfangen ihn die Leute mit Banderolen und Rufen.

Teils hat Deichmann ein Kamerabegleitteam dabei, das auch ab und an Drohnen einsetzt, teils dokumentiert er sich selber mit der GoPro oder dem Handy; es gibt Medienfootage aus Mexiko und die Dokumentaristen haben auch bei Jonas‘ Eltern vorbeigeschaut, die sein Tun wohlwollend unterstützen.

Jonas‘ Motivation dürfte in der innerfamilären Konstellation begründet sein, er als der kleinere, asthmatische Bruder, der immer dem größeren hinterherstrebte und mit dem Abenteurerberuf seinen Lebenstraum gefunden haben dürfte. Er macht es den Zuschauern nicht schwer mit seinen kurzen, knappen, informativen Statements in die Kamera oder in den Social Media. Er ist ein gewinnender Typ mit Optimismus und der Devise, dass sich immer eine Lösung findet und dass man nur seine Träume verfolgen soll. Insofern ist es zumindest eine angenehme Ablenkung, ihm beim Geldverdienen zuzuschauen. Mit seinen 34 Jahren ist er überzeugt, die besten Jahre noch vor sich zu haben.

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