Der Mensch ist ein Viech, was lacht – Gerhard Polt und seine Welt des Humors (Donnerstag, 5. Mai 2022, 00.20 Uhr)

Eine unwürdige BR-Würgung zum 80. Geburtstag von Gerhard Polt

Dieses Geburtstagssträußchen vom BR für den großen Humoristen Gerhard Polt wirkt wie ein Billigsträußchen nach den Rezepten der schnellen Fernsehdoku.

Ein paar Labermäuler vor die Kamera holen, die selber Promis sind und den Auftritt sowieso nur als PR nutzen, die sollen Hommagen an den viel größeren Polt halten oder erklären, was Humor ist.

Es gibt eingangs ein Interview in einem verdunkelten Raum an einem Holztisch, dahinter sitzt Polt dem Interviewer gegenüber, der sich hütet, seine Stimme vernehmen zu lassen, auch wenn der große Polt ihn fragt, eine Unverschämtheit bereits. Und Polt stellt klar, dass er kein Promi sein möchte. Aber genau so behandelt ihn der BR unter der Redaktion von Henning Weber im Film von Victor Grandits und Magdalena Adugna. Sie machen das peinlichste Mögliche: sie fahren BR-Promis als Talking Heads auf, die alle Elogen auf ihn loslassen, peinlicher geht nimmer oder als Humorphilosophen sich ausgeben.

Dann möchte Polt nicht sein Leben nochmal erzählen. Er berichtet von einem Erweckungserlebnis nach dem Krieg, wie an einem Stammtisch Kriegsverkehrter ein hitztiger Wettbewerb darüber entbrannt sei, wer die schlimmeren Verletzungen habe.

Polt berichtet von einer Carl-Valentin-Szene, wie dessen Partnerin auf der Leiter auf seiner Hand steht und ihm der Begriff ‚Hand‘ in diesem Moment nicht einfällt und er berichtet von Otto Gründmandl, der ihm bei seinem letzten Besuch im Hospiz gesagt habe, jetzt sterbe er erst einmal und dann sehen wir weiter.

Das wäre eine fantastische geistige Linie, die man über das Werk von Polt vervollständigen könnte, so wie er es ja eben wünscht, dass man das mache. Das wäre allerdings Arbeit, das enorme Material, was von und über ihn existiert, durchzuforsten auf der Suche nach Polts jeweiligen Antworten auf die Zeit, nach jenen Witzcn und Nummern, die der Zeit entsprechen wie die Versehrtenwitze direkt nach dem Krieg.

So könnte ein verbindliches, starkes Poltbild entstehen, auch ein Eindruck von seiner Unverzichtbarkeit und seiner Entwicklung, die ihn gegen Ende hin, wenn er allein auf der Bühne steht und versucht „Klassik Radio“zu imitieren, recht einsam aussehen lässt.

Aber nein, was macht der BR? Er macht es sich billig, fährt mit Polt und den Well-Brüdern zu Auftritten, bringt Hinter-den-Kulissen- Eindrücke, fährt mit der Drohne auf das Well-Brüder-Haus los, was soll das in einer Polt-Hommage?, bringt Ausschnitte von Georg Kreißler, Gert Froebe, Carl Valentin, Dieter Hildebrand, also man könnte die Senung auch nennen: Polt im Vergleich zu anderen Kabarettisten, statt dass der BR versucht, ein würdiges, stimmiges Bild des Künstlers zu erstellen, was ihm angemessen ist, ihn vielleicht in einer Gesamtschau zeigt, wie man sie so noch nicht gesehen hat.

Nein, aber es muss alles billig sein mit Laber-Laber-Talking-Heads plus Pseudoversuche der Humorerklärung. Die beste Erklärung ist der Humor selber, also die Acts zu zeigen, nicht sie zu zerreden.

Polts Diskussion im Auto mit dem Navi auf einer Fahrt zu einem Auftritt wäre so eine signifikante Szene. Aber statt solche aus seinem Lebenswerk zu suchen, gibt es billig aus jedem Jahr ein, zwei Miniszenenausschnitte.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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