Lebenslinien: Die Marathon-Frau aus Bayreuth (BR, Montag, 25. April 2022, 22.00 Uhr)

„Da wusste ich, ich hab ein Problem“.

Den Satz sagte sich Asha das erste Mal bewusst, da war sie schon Studentin in Paris. Finanziert hatte ihr das Studium ihr Verlobter in Uganda, der sie dann doch nicht geheiratet hat. Diese Unterstützung fiel mit dem politischen Chaos in Uganda aus. Asha musste selbst zurecht kommen.

Das war nicht das erste Mal in ihrem Leben.

Aufgrund eines Unfalles mit einem Radahrer und miserabler medizinischer Versorgung auf dem Land verlor sie als Mädchen ein Bein. Auch das war nicht das erste Problem in ihrem Leben. Ihre Mutter hatte sie immer hart und lieblos behandelt, im Gegensatz zu allen anderen Geschwistern und sie wollte sie auch am Schulbesuch hindern.

Der Vater glaubte an Asha. So konnte sie doch die Schule besuchen. Mit sieben oder acht Jahren erhielt sie in Kampala eine Beinprothese. Ein neues Lebensgefühl. Sie genoss das Leben in der Stadt. Aber eine Frau mit nur einem Bein, das geht nicht, das ist ein Handicap. Ashas Art ist es, sich nicht hängen zu lassen. Ab nach Paris. Dann nach Deutschland.

Die Dokumentaristin Birgit Eckelt stellt eine Situation im Kreisverwaltungsreferat München („Ort der Schicksalsschläge“) nach, wo über Menschenschicksale bürokratisch entschieden wird. Die Ängste der Klienten, die sich Aufenthaltstitel erhoffen oder mit Abschiebung rechnen müssen. Die spontane Heirat mit einem Deutschen löst das Problem.

Bald erfolgt die Begegnung mit ihrem jetzigen Mann, einem Arzt aus der Nähe von Bayreuth („Liebe auf den ersten Blick“). Die sind schon Jahrzehnte zusammen. Aber für eine Frau aus Afrika wiegt es schwer, ohne Kinder zu sein. Hier entdeckt Asha kompensatorisch den Marathon.

Seither läuft sie Marathon, das ist der durchgehende Geschichtsfaden in diesen Lebenslinien, ein 30 Km-Übungsmarathon mit Begleiterin Lara. Ach ist eine kämpferische Frau. Ihrer Mutter konnte sie noch verzeihen. Asha hat die Balance in ihrem Leben mit Unnachgiebigkeit gefunden und sammelt jetzt als Marathonläuferin Spenden, um benachteiligten Kindern etwas zu geben. Im Laufen hat Asha die Befreiung aus all den Zwickmühlen ihres Lebens gefunden.

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