Die wundersame Welt des Louis Wain

Massiv ästhetischer Zugriff

in der Art eines nostalgischen Wandkalenders und im Quadrat-Format zeichnet diesen fiktionalen Film „nach einer wahren Geschichte“ über den Katzenmaler Louis Wain aus.

Regisseur Will Sharpe, der mit Simon Stephenson auch das Drehbuch geschrieben hat, ordnet dem Look alles unter, so dass die Hauptfigur Louis Wain (Benedict Cumberbatch) just in jene gesellschaftliche Ecke gestellt wird, wie die Gesellschaft sie als Außenseiter sieht.

Wain ist ein hypernervöser Mensch mit enormem Zeichentalent. Aber nicht nur mit Talent, sondern mit einem schier unglaublichen Zeichentempo: er zeichnet mit beiden Händen gleichzeitig. Seine Lieblingsmotive sind Tiere.

Der Film fängt 1881 an, wie der junge Mann Tierzeichnungen für eine Zeitung anfertigt als Illustrationen zu einem Bericht über eine Landwirtschaftsmesse.

Wain zeichnet eine starke Fixiertheit auf das Zeichnen und parallel dazu eine gewisse Weltfremdheit aus, einen Haushalt oder Buch führen liegt ihm nicht, rationales Verhandeln ebensowenig, was sich geschäftlich negativ auswirkt.

Wain lebt mit seinen Schwestern zusammen, auch bis zum Ende des Filmes wird keine einen Mann finden. Die älteste besorgt den Haushalt und engagiert eine Gouvernante für die kleineren Schwestern. Es ist Emily Richards (Claire Foy). Will Sharpe inszeniert sie schon in der ersten Szene so, dass klar ist, dass sie noch eine Rolle spielen wird, wobei Louis noch in keiner Weise an Dinge wie Liebe und Ehe denkt.

Durch den starken Zugriff auf das Bildliche, was eine gewisse Künstlichkeit erzeugt, bleibt die sich entwickelnde Liebesgeschichte merkwürdig nüchtern, formal, äußerlich, illustrativ. Sie vermag nicht zu packen. Auch der Klatsch drum herum wird lediglich zitathaft angeführt.

Der Film portiert eine extrem kinematographisch frisierte Realität. Es entstehen keine Konflikte auf der Leinwand; die gibt sich mit Schnipseln aus der Chronik der Geschichte zufrieden. Louis bleibt undurchdringlich, fremd, das Bildschnuckelige hat Vorrang und wird, besonders wenn es später um die Katzenbilder geht, bestimmt seine Liebhaber finden. Die Musik orientiert sich ab und zu an alpinen Religösklängen. Der Film verlangt mehr die Beschäftigung mit seinem ästhetischen Zugriff als mit der Künstlerfigur, der dieser gilt.

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