12 Tage Sommer (ARD, Mittwoch, 10. November 2021, 20.15 Uhr)

Herzallerliebst – Du hasd an guadn Buam

Dieser Film von Dirk Kummer nach dem Drehbuch von Jacob Fuhry ist getränkt von einem apriorischen Understanding in der Art der Grundaussage, wir wollen hier einen netten Film machen, der nicht nur absolut redaktionstauglich ist, sondern der dem Mittwochabend-ARD-Publikum auf keinen Fall weht tut, einen Film, der zum Vornherein klarstellt, dass er nett gemeint ist mit idyllischen Zutaten wie einem Esel, voralpiner Landschaft, einem hübschen Vater und einem ebenso hübschen Sohn, der aber ganz bestimmt nicht von diesem Vater stammt, obwohl der Vater behauptet, er sei nach zwei Sternenkindern das erste von ihm und Felix‘ Mutter.

Der Vater, das ist Marcel (Mehdi Nebbou) und der Sohn ist Felix (Yoran Lechner). Der Drehbuchautor hat ein versöhnliches Drehbuch geschrieben, was einen Bogen um Konflikte herum macht, was diese zwar behauptet im illustrativen Sinne, dass der Sohne mal alleine weiter geht oder sich vom Vater in der Klamm wieder absetzt, weil er einen Gleitschirm sieht, und glaubt, das Mädchen, was er in einem Baum hängend gefunden hat, sei dort.

Klar, er sei 15 wird behauptet, er sei schon im Knast gewesen, Felix ist in der aufrührerischsten Phase der Pubertät, raucht irgendwelche Dinge mit einem Kumpel in einer Garage. Und dann geht er doch ganz willig mit dem Vater auf Wanderschaft mit dem Esel.

Die Jugendrichterin hatte dem Vater Zeit mit dem Sohn vorgeschrieben. Es wird angedeutet, dass Vater doch eher ein Lebemensch ist, später wird er mit Monika Baumgartner schnapseln und tanzen tun sie auch noch, ob sie auch noch schnackseln, dieser Vater und die Witwe, das kommt im Film nicht vor.

Allerliebst ist die Intention und allerliebst heißt, wie eine weiche Semmel, man muss nicht beißen. Allerliebst hat der Autor gelegentlichen Rollentausch zwischen Vater und Sohn ins Buch geschrieben; spontan spricht der Sohn in der Attitüde des Vaters.

Bei dieser Art Film ist das Vernünftelnde das oberste Gebot der Stunde und dahinter verstecken sich leider die Kerne der Charaktere, werden so in ihrer Interessantheit und in ihrer Konfliktträchtigkeit dem Publikum vorenthalten.

Es ist eh klar, dass Vater und Sohn zusammenfinden werden, wobei man sich nicht vorstellen kann, wie das weitergehen soll, denn so ein richtiges Vertrauen ist ja auch eher vorgeblich und nicht wirklich geschaffen worden.

Es ist kein Realismus intendiert. Wann würde ein Mensch, dem ein Brett mit einem Nagel in der Arschbacke steckt, noch eine ganze Strecke Weges so gehen, ohne das Teil rauszureißen, damit Monika Baumgartner dann mit Schnaps desinfizieren kann, nie was von Tetanus gehört, das TV kommt hier nicht mal seinem Aufklärungsauftrag nach. Das ist haarsträubend unglaubwürdig.

Und das Mädchen Despina (Amirak Demirkiran), was mit Gleitschirm im Baum hängen bleibt, geht einfach mit dem Jungen und dem Esel mit, der Gleitschirm hängt wohl heute noch im Baum. So schläftert man sein Publikum geistig ein, statt es zu erfrischen.

Für solchen Weichkäse hat das Bundesverfassungsgericht befunden, dass den Sendern erlaubt sei, die sozial unausgewogene Zwangsgebühr zu erhöhen, die ja auch noch die Arm-Reich-Spaltung im Lande befördert.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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