Tagebuch einer Biene

Gemeinsam schaffen wir das,

das ist die anthropozentrische Quintessenz dieses Bienendokumentarfilmes von Dennis Wells und seiner beiden Co-Autorinnen Heike Sperling und Claudia Brendler. Sie beschreiben voice-over in der Ich-Form jeweils das Leben einer Winterbiene und einer Sommerbiene.

Die Winterbiene, die erst spät das Tageslicht kennenlernt, muss dafür sorgen, dass der Bienenstock über den Winter kommt, dass die Wärme gehalten wird, die Larven gedeihen und die Nahrungsvorräte reichen.

Mit den ersten Frühlingssonnenstrahlen fliegen sie aus auf der Suche nach neuer Nahrung, denn bald kommt die Zeit der Sommerbienen, die im Stock schlüpfen und wachsen müssen bis zu ihrem Erstflug. Dann haben sie etwa sieben Wochen Zeit, ihre Arbeit des Sammelns zu erfüllen und die Vorbereitungen zum Ausschwärmen zu treffen für jenen Teil des Bienenstockes, der mit der alten Königin eine neue Bleibe suchen wird.

Unter vier geschlüpften jungen Königinnen überlebt nur die stärkste und wird mit etwa der Hälfte des Bienenvolkes im alten Stock bleiben, während die alte Königin das Weite sucht.

Dennis Wells hat sich für seine Dokumentation für die Form einer gut verständlichen, märchenhaften Geschichte entschieden, die nicht die Härten und Schicksalsschläge in einem Bienenleben ausspart. Und dass tote Bienen nicht im Stock bleiben dürfen. Oder wie zerfleddert die zarten Flügel einer Biene nach den sieben Wochen und tausend geflogenen Kilometern sind. Welche Gefahren dabei drohen.

Am schlimmsten ist Regen. Die Tropfen können für eine Biene tödlich sein. Mit besonderen Kameras aufgenommen sieht das aus wie schweres Bombardement. Und fliegen kann sie auch nicht. Hier wird die Geschichte der kleinen Biene mit ihrem Erstflug und dem Regen verbunden. Sie muss die Nacht außerhalb ihres Stockes verbringen. Aber sie überlebt. Am nächsten Tag kann sie ihr Bienenvolk wieder finden.

Es fließt wissenschaftliche Info gut verständlich in die Texte ein. Verblüffend ist die Fotografie. Wie nah sie in den Bienenstock eindringen kann, wie mit Speed-Kameras der Bienenflug festgehalten wird. Wie brutal ein Angriff von Hornissen ist. Und wie schlimm es für die Bienen ist, wenn mit einer Mähmaschine eine blühende Wiese niedergemetzelt wird.

Die Drehlocation war in den Alpen, also nicht da, wo die industrielle Landwirtschaft den Bienen kaum mehr Blumen lässt. Auf das ganze Ausmaß der menschlichen Zerstörung der Lebensgrundlage der Bienen wird nicht hingewiesen. Der Film begnügt sich mit der x-fachen Vergrößerung des Einblickes in das Wuselleben eines Bienenvolkes. Das ist imposant. Während das Orchester mit seinen Wohlfühlwolken wohl etwas zu viel des süßen Nektars genascht haben dürfte.

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