Abseits des Lebens

Frau allein in den Bergen 

Der Film von Robin Wright nach dem Drehbuch von Jesse Chatham und Erin Dignam berührt einen Sehnsuchtspunkt nicht nur des dank eigener Unmündigkeit sich immer mehr von den Social Media überwachen lassenden Zeitgenossen, den Traum von Einsiedlern und Robinson-Epigonen: die Ruhe haben, keine Menschen um sich, zu sich kommen und im Einklang mit der Natur leben. 

Es sind mehrere dieser Sehnsüchte, die sich Robin Wright als Edee filmisch verwirklicht. 

Mit einem geländegängigen Wagen und einem vollgepackten Anhänger fährt sie zu einer Hütte in einer einsamen Waldgegend in der Nähe von Quincy und von einem Stammesgebiet. Die Hütte gehört ihr, ist Familienbesitz oder Erbstück, aber schon lange Zeit nicht mehr genutzt worden. 

Ein Einheimischer navigiert sie in diese Bergwaldeshöhe, vorher hat sie noch ihr Handy weggeworfen, den Anruf von einer Emma (Kim Dickens) nicht mehr angenommen. Sie zieht offenbar einen radikalen Schnitt zu ihrer menschlichen Umgebung. 

Das wird auch deutlich, wie sie ihrem lokalen Weghelfer bittet, auch ihr Auto abzuholen und sie spricht es aus, dass sie keinen Menschen mehr begegnen möchte; warum, das bleibt offen. 

Warmherzig und zügig erzählt Robin Wright mit sich in der Hauptrolle, wie sie sich nun einrichtet, wie sie anfangs nachts aufschreckt ob der Naturgeräusche, blitzlichthaft tauchen ihr Menschen aus ihrem Leben auf. 

Der Film wirkt anfangs auch wie eine Chronik der Folgen eines unbedachten Entschlusses, denn vorbereitet scheint die gute Frau keineswegs. Die Zivilisation und die Menschenwelt hängt ihr nach; anfangs wechselt sie noch häufig die Klamotten. Diese Filmphase endet mit einer Klimax in der Art der Todesnähe und einer wunderbaren Rettung. 

In dieser ersten Phase des Filmes ging mir gelegentlich der Film Die Wand durch den Kopf; das solipsistische Element dominiert in Geschichte und Verhalten der Schauspielerin. 

Durch die Begegnung mit einem Witwer, der ab dem Nahtod ab und an nach ihr sieht und auch mal ein uriges Liedlein trällert, der ihr Jagd- und Überlebenskunst beibringt, bekommt der Film einen heilsgeschichtlichen Impetus; auch die Idee des „soigner son jardin“ und ebenso der Trappertraum gewinnen an Gewicht; Lebensmut macht sich breit. Einen Hund als Gefährten bekommt sie auch. 

Eingebettet ist die Geschichte in einen reichen Bilderbogen unverdorbener Natur von Wiesen und Bergwäldern, Fluss und Berggipfeln, in schönster Sommerblüte oder mit gelbem Laub, dann wieder tiefverschneit. Und bemerkenswert ist, dass jener Mann und sie beide ein menschliches Trauma mit sich herumtragen, wenn auch verschiedener Art. Das bleibt allerdings Spekulation, dass genau das es war, was den Kontakt überhaupt möglich machte. 

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