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Fieses Spiel 

von Drehbuch, Kamera, Sound und Zeit als Versuch zur Enthüllung der Wahrheit von All-Inclusive-Cluburlaub und medizinischer Forscherhybris mit fragwürdigen Methoden. M. Night Shyamalan (Split, After Earth) , der mit Pierre-Oscar Lévy das Drehbuch nach der Grafic Novel ‚Sandcastle‘ von Frederick Peeters geschrieben hat, fängt den Film mit einer luxustraumpur-überflutenden Exposition an. 

Prisca (Vicky Krieps) und Guy (Gael Garcia Bernal) fahren für drei Tage mit ihren beiden Kindern Trent (sechs Jahre) und Maddox (elf Jahre) in ein Luxusresort am Meer. Allein die Begrüßung des Personals mit unendlich oft wiederholtem ‚Willkommen‘ könnte die Gäste schon schier ersticken, noch vor den Blumen und dem Begrüßungsdrink und die Kinder werden an eine überquellende Theke für Kinderdrinks geschleppt. Was der Mensch, der nie genug bekommen kann, unter Luxus versteht.

Wobei Vicky Krieps mit dem aparten Gesicht, schnell zu verstehen gibt, dass es noch eine andere Seite sowohl von ihr als auch der Familie gibt. Nämlich die, dass das Ehepaar sich trennen will und vorher noch drei harmonische Tage mit den Kindern zusammen sein möchte, bevor sie diese mit der Wahrheit konfrontieren; als ob Kinder null Gespür für die Schwingungen von Erwachsenen hätten.

Beim Frühstück am nächsten Morgen kommt der Hotelmanager an den Tisch der Protagonistenfamilie und hat für sie, weil sie so special guests sind, ein ganz besonderes Angebot parat: einen abgeschotteten Strand an einer unzugänglichen Bucht. Sie nehmen die Offerte an.

Mit einem Sprinter werden sie mit viel Picknick-Gepäck versehen und mit noch anderen Personen durch den Dschungel zu einem abgesperrten Gelände gebracht, das zu betreten laut einer Tafel verboten ist.

Die Gäste müssen durch einen schmalen Weg durch eine kleine Schlucht und schon sind sie an dem breiten Sandstrandstück, das von Felsen eingerundet wird.

Wie es vermutlich alle Menschen in solchen Situationen tun würden, jede der Gruppen sucht sich ein Fleckchen Strand, um sich einzurichten. Ein anderes, irgendwie merkwürdig auffallendes Paar sind Charles (Rufus Sewell) und Chrystal (Abbey Lee). Sie führt sich auf wie eine Sexbombe, macht jeder Zeit Posen und Bewegungen, die attraktiv und lasziv sein sollen. Sie hat ein kleines Töchterchen und auch ihre Mama, Oma Agnes (Kathleen Chalfant), dabei.

Dann sind da noch Patricia (Nikki Amuka-Bird) und Jarin (Ken Leung). Es ist, was Herkunft, Hautfarbe und Berufe betrifft, eine bunt gemischte, moderne Gesellschaft; eine Ausstellungskuratorin, eine Ärztin, ein Krankenpfleger, ein Arzt, ein Versicherungsmensch, der immer alles in Zahlen umsetzen muss.

Der Horror schleicht sich langsam ein am Strand und wird immer irrwitziger. Zu diesem Effekt tragen gezielte Mittel von Regie und Produktion bei, wie die Auswahl der Darsteller. Bis auf Prisca, der andere Dimensionen zugetraut werden können, sind die Figuren recht eindimensional auf ihre nächsten Ziele fokussiert. Es sind Alltagsgesichter, besonders die Männer, immer am Rande des alltäglichen Horrors. Und langsam flößt der Film den Figuren diese andere Dimension ein, die sie sonst nicht haben, diese Enthüllungsbilder.

Bewusste Entscheidung der kreativen Köpfe ist auch die Kamera, die oft verschwenderisch tut, als müsse sie sich nicht um rationales Storytelling kümmern, die sich verführen lässt von Ausschnitten, Nebenschauplätzen, wenn Prisca schon andere Seinsdimensionen kennt, was soll sich die Kamera um Konventionen scheren. Sie treibt ihr eigenes, wildes Spiel mit dem Zuschauer.

Der Inhalt der Story ist alles andere als konventionell; wobei er nicht davor zurückschreckt, über Strecken auch quasi vorhersehbar horrorhaft zu sein, um dann der Erwartung doch wieder einen Haken zu schlagen.

Worauf das alles hinausläuft, soll nicht gespoilert werden; so wenig sich einem auf Anhieb eine Message oder ein Sinn erschließt. Es mag einer dieser Filme sein, bei denen man zeitwilig beim Schauen flucht, weil er einem so platt vorkommt, und dann gibt es doch noch unerwartete Hinweise. Sodass die Idee aufkommt, der Film treibe durchaus sein fieses Spiel auch mit dem Zuschauer und dessen eventuell überstrapaziertem Hirn.

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