Alles ist eins. Ausser der Null.

Ein guter Deutscher,

ein hellwacher Deutscher, ein vollkommen unaggressiver Deutscher, ein urdemokratisch denkender Deutscher, das war Wau Holland, der im Zentrum des Filmes von Klaus Maeck und Tanja Schwerdorf steht. 

Warum ich das „deutsch“ hier so betone? Wau Holland war Spiritus Rector, Gründer des CCC, des Chaos Computer Clubs, der weltweit Anerkennung findet und in diesem Zusammenhang wundert sich ein Journalist, warum ausgerechnet die Deutschen so etwas hervorbringen. 

Aber am Anfang des Filmes taucht ja auch kurz Albert Einstein auf. Dr Wau, Hollands Spitzname, ist eine faszinierende Figur, auch für die Kamera, für das Kino, in welchem hier viel Archivmaterial über ihn verwendet wird, über diesen „lebensbejahenden, bacchantischen Typen“ mit einer unerschöpflichen kreativen Schaffenskraft; der sich aber auch um Jugendliche kümmerte, den das Geldverdienen als Selbstzweck nicht interessierte und der konsequenterweise einen superbezahlten Job bei einem Technologieriesen ablehnte mangels Interesse. 

Der Film ist eine Hommage an Holland, um ihn herum wird die Geschichte der Entstehung und Entwicklung des CCC in bester Infotainment-Manier erzählt inklusive Ausschnitten aus berühmten Talkshows mit berühmten Talkmastern, mit Clips aus jeder Menge Spielfilmen, die sich mit dem Thema Internet, seinen Möglichkeiten, Gefahren und Freiheiten beschäftigen. 

Eine der Grundthesen von Wau und auch vom CCC ist, dass die Technik dem Menschen zu dienen habe und dass diese ihn nicht in Selbstbestätigungswolken manipulieren soll. Ausgangsgedanke ist, dass alles Materie und Energie sei und Information, dass die beiden ersten endlich seien, während es von letzterem unendlich viel gebe. 

Die Geschichte schaut zurück bis zum Modelleisenbahnclub des MIT in Boston, bei welchem die Studenten mit den Schaltprobleme befasst waren. Der Film ruft in Erinnerung, welchen Aufruhr die Volkszählung 1983 hervorgerufen hat mit dem Argument des Datenschutzes, wie unvorstellbar so etwas heute ist, wobei die Stellungnahme des CCC gilt: öffentliche Daten nützen, die Privatsphäre schützen; auch: der Computer als sozialer Katalysator; der Bürger habe ein Recht auf freie Info; während der Staat das oft nicht so sehe und wie der CCC da immer wieder interveniert habe zum Beispiel bei der zurückhaltenden Informationspolitik über Tschernobyl. 

Gestreift werden die Zeitschrift „Schockwellenreiter“, der „Whole Earth Catalogue“, der Film geht auf die Hackerethik ein, die urdemokratisch ist, die ein Problem bekommt, wie Geheimdienste oder Wirtschaftsspionage sich zu interessieren beginnen und vor allem, wenn es dabei Tote gibt.

Das ist vielleicht das faszinierendste an Wau, mit welch stupender Selbstverständlichkeit er den demokratischen Gedanken ins Zentrum stellt, wie es ihm offenbar nie in den Sinn käme, bei welcher Angelegenheit auch immer, einen Vorteil für sich herauszuziehen. Das ist nicht weniger radikal als religiöse Ethiken sind. 

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