Les Libres – The Free Ones (DOK.fest)

Menschen zum Funktionieren bringen, 

das ist das Ziel des Resozialisierungsprogammes Stagem, das Regisseur Nicolas Lévesque filmisch begleitet. 

Entlassene Gefangene, die Freien, wie es im Titel heißt, müssen in einer Holzfabrik Fließbandarbeit leisten. Die Chefs scheinen pädagogisch geschult, sie beobachten ihre Schützlinge, bewerten sie, führen die Evaluierungen durch. 

Die Arbeit ist monoton und von hohem Tempo geprägt, so weit hier zu sehen. Holzstücke kommen vom Fließband und müssen zu zweit oder zu viert oder mehr gebündelt werden für den Versand. 

Es gibt psychologische Beratungen, Gruppengespräche. Zu Beginn wird die Situation der Freien erörtert, wie lange im Gefängnis, weshalb, Alkoholproblem, Drogen, Freunde von früher. 

Die Untertitel allerdings rasen schneller als das Fließband in der Holzfabrik und selbst bei mittleren Französischkenntnissen ist man auf die Untertitel angewiesen, denn das Quebequois bleibt schwer verständlich. 

Draußen ist vor allem kalt, Winter, Schnee. 

Über die Perspektiven der Kursteilnehmer ist wenig zu erfahren, über ihr Privatleben auch – wobei das doch bestimmt wichtig wäre nach einem anstrengenden Arbeitstag – und ohne soziales Netz. Vielleicht sollte hier eher von einer Refunktionalisierung als von einer Resozialisierung gesprochen werden. Im Knast bekommen sie keinerlei Vorbereitung dafür (wenn ich das richtig vestanden habe). 

Wobei bei solch dokumentarischer Begleitung wohl immer ein Stück Skepsis angebracht ist, denn die Betreuer, Meister, Lehrmeister wissen ja, dass sie gefilmt werden und dürften für den Film den Ehrgeiz entwickeln, musterhaft dazustehen. 

Amüsant ist das gelegentliche Wechseln ins Englische und die Frage, ob man die Anleitungen nicht besser auf Englisch geben würde. Auf der Tonspur wird dann Bach über die Holzfabrik gelegt. Oder es mag eine Variation von Vivaldi sein. Immerhin ist einer der Protagonisten da schon Gabelstaplerfahrer und dabei scheint er deutlich glücklicher. Die Teilnehmer bekommen auch Bewerbungsschulung. Fließband als Station auf dem Weg zur Resozialisierung?

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