Hot Summer Nights (VoD)

Mitten ins Auge des Sturms

Die „meist wahre“ Geschichte, die Elijah Bynum wunderschön erzählt, zielt mitten ins Auge eines historischen Sturms an der amerikanischen Ostküst vom 19. August 1991, gibt der Geschichte somit einerseits Verwurzelung in der Realität, greift mit dem Sturmmotiv ein picobello klassisch-theatrales Erzählmittel zu Schilderung der Turbulenzen des Erwachsenwerdens auf und unterscheidet sich damit bereits von der Mssse der Coming-of-Age-Filme, die jede Saison, meist zum einmaligen Gebrauch, hervorbringt, unterscheidet sich aber auch durch die Besetzung der Hauptrolle Daniel mit Timothée Chalamet (Call me by your Name) meilenweit vom Durchschnitt.me

Chalamet ist ein Schauspieler, der viel mehr bringt, als was für einen üblichen Coming-of-Age-Film nötig ist: er wirkt verträumt, versonnen, das Drehbuch gibt ihm Tiefe auch durch die kaputten Familienverhältnisse, gleichzeitig wirkt er naiv, durchtrieben, linkisch wie pfiffig und gewitzt und dann natürlich sinnlich und sinnlichkeitssehnsüchtig, erotisch. 

Die deutsche Synchro deutet an, dass auch von der Regie her nicht nur auf lustig und Lollipop gemacht wird, obwohl in einer zitathaft kurzen Szene das rote Anmachrequisit am Stil mitspielt; aber die Dialoge laufen verhalten, dezent ab; sozusagen das Gegenteil der Aufgedrehtheit in vielen solcher Teenie-Filme. 

Cape Code ist die Reichenhalbinsel in der Nähe von Boston, eine traumhafte Dünengegend, beliebt für Sommer, Party und Kiffen. Dort ist auch Daniel. Er hört vom allseits bekannten Macker Hunter Strawberry (Alex Roe), der noch jede Frau flach legt und mit Drogen handelt. 

Dieses Verruchte zieht Daniel an. Die beiden kommen bald zusammen, verklickern Drogen. Aber nur so einen kleinen Grashandel zu betreiben, befriedigt Daniel nicht. Er will höher hinaus. Auch das ist eine großartig in der Schwebe gehaltene Qualität: die Differenz zwischen Klein und Groß im Leben, im Hinblick auf Frauen, im Geschäft. 

Ein Konflikt, der sich auf dem Weg zum Sturm entwickelt besteht darin, dass Daniel McKayla (Maika Monroe) kennenlernt, die begehrteste Biene auf dem Vergnügungsstreifen. Sie ist die Schwester von Hunter. Allein der kurze Abriss, was aus ihren Exliebhabern alles geworden ist, macht klar, mit welchem Augenzwinkern und welcher Freude an den Unzlänglichkeiten der Menschen (menschenliebend, nie zynisch) Elija Bynum seine Geschichte erzählt. 

Die widersprüchlichen Stränge der Geschichte laufen ungebremst auf einander zu, dass Daniel schicksalshaft immer wieder McKayla begegnet, bis das Ziel des ersten Kusses in der Luft liegt; dass gleichzeitig seine Geschäfte mit Hunter boomen, während Hunter auf gar keinen Fall will, dass Daniel McKayla überhaupt kennenlernt. Das sind sich ankündigende Katastrophen. Den letzten Drill dazu gibt die Initiative von Daniel, ohne Hunters Wissen, sich an ein noch größeres Geschäft, nämlich Koks heranzuwagen. 

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