Gefangen im Netz

Das Kino als Pädophilenjäger

Das Kino ist Meister im Herstellen von Scheinwelten und damit den Zuschauer zu unerhalten, zu berühren, zu faszinieren. Dafür muss es aber gleichzeitig Authentizität, Glaubwürdigkeit behaupten. 

Das nutzen die beiden tschechischen Dokumentaristen Barbora Chalupová und Vit Klusák um einerseits das Erstellen einer solchen Scheinwelt zu dokumentieren und im nächsten Schritt mit dieser Scheinwelt echte Verbrecher, Pädophile, in eine Falle zu locken. 

Das Kino als moralische Anstalt. Dem Zuschauer vermitteln sie so das Gefühl, worauf bei uns das Privatfernsehen mit Sensationsbeiträgen abzielt, in einer erhabenen moralischen Position zu sein; denn er selber macht solche Dinge ja nicht. 

Es müssen sehr einsame Männer sein, und wir erfahren rein gar nichts über ihre Hintergründe, die im Internet nach Fotos von 12-jährigen Mädchen Ausschau halten, mit ihnen erst chatten, per Video sich zeigen und die Mädchen auffordern, dies ebenso zu tun und zu einem späteren Zeitpunkt bereit sind, die Mädchen in aller Öffentlichkeit in einem Café (auch dieses durch und durch gefälscht) zu treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Dieser Ort ist verwanzt mit Kameras und Mikros und der eine oder andere Mann (in einem Fall ist auch eine Frau involviert) scheint das zu spannen, was unruhige Blicke in die Umgebung verraten. 

Überführt sind diese Männer nach tschechischer Gesetzgebung damit längst und im Abspann ist zu erfahren, dass durch die Produktion dieses Filmes Strafverfahren eingeleitet worden seien. Dass das so geplant gelingt, hängt allerdings auch mit der tschechischen Filmkunst zusammen. 

Die fängt beim Casting an. Es wurden junge Frauen per Casting gesucht, die bereit waren, 12-jährige Mädels zu spielen, die über das Internet Kontakt zu Männern suchen und nach gewissen Vorgaben, diesen pflegen und vertiefen. 

Bei den Gesprächen und Chats ist immer die ganze Studiomannschaft höchst gebannt als Voyeure und Mithorcher mit Kopfhörern und in Sichtweite präsent. 

Die Darstellerinnen sind Sabina Diouhá als Nikola, Anezka Pithartová als Tyna und Tereza Tezká als Michaela (bei IMDb sind von ihr weitere Filmrollen aufgeführt). Und das ist wieder große tschechische Filmkunst, wie diese Frauen zu 12-jährigen Mädels verwandelt werden und wie sie das spielen in eigens hergerichteten Studioräumen, die mit Versatzstücken aus den eigenen Kinderstuben ausgestattet wurden. 

Es passt sicher auch, dass das Kino ein Ort für menschliche Abgründe ist, eher unangenehm berührt mich, dass es den Auftrag mit diesen Privatfernseh- und Versteckte-Kamera-Methoden wahrnimmt. 

Wie zur Besänftigung solcher Einwände wurde ein gutmenschlicher junger Mann eingebaut, er wird der einzige bleiben, der unverpixelt erkennbar ist, der nur das Gespräch sucht und absolut keine pornographischen Hintergedanken hat; in diesem Zusammenhang ist man versucht, sich zu fragen, ob der ganz dicht sei.

Das Thema Pädophilie hat sehr ernst und überhaupt nicht sensationshascherisch oder thrillerhaft der Film Kopfplatzen behandelt.

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