Der geheime Garten

Garten-Symbolik.

Ein verwunschener Garten ist mehr als nur ein snobbish pleasure, es ist der Traum jeglichen Schlossbesitzers und nicht weniger Menschen aus Mietshäusern, hier gilt es allenfalls aus einem Stück Schrebergarten ein Paradies zu machen. Diesbezügliche Erkundungsspaziergänge in deutschen Städten können lohnen. 

Ganz anders die Phantasien der Engländer, nicht umsonst gibt es den berühmten „Englischen Garten“ und der deckt ja nur ein kleines Spektrum herrschaftlicher Gartenfantasien ab. 

In einen vor Farben, Formen, Pflanzen aus allen Nähten platzenden Garten im drögen britischen Misslethwaite verschlägt es die zehnjährige Protagonistin Mary (Dixie Egerickx) anno 1947. 

Zuerst lebt Mary in der britischen Kolonie in Indien mit ihren Eltern. Ab 1947 wachsen die Spannungen zwischen Indien und Pakisten, das führt zu Unruhen. Gleichzeitig sterben die Eltern von Mary an Cholera. Mary wird nach England zurückverfrachtet zu ihrem Onkel Archibald (Colin Firth), der allein ein riesiges Schloss, sie selbst nennen es ein „Gut“, bewohnt. Auch ihm ist früh die Frau gestorben. Es war die Schwester der Mutter von Mary. 

Die Hauswirtschafterin ist Mrs. Medlock (Julie Walters), eine gestrenge Dame, die das Mädchen mit den Gepflogenheiten auf dem Schloss bekannt macht. Direkt zuständig für sie ist Martha (Isis Davis). Diese ist menschenfreundlicher. 

Gegen die freudlosen, kalten Räume des Schlosses setzt der Film von Marc Munden nach dem Drehbuch von Jack Thorne, der eine erneute Verfilmung des Romans von Frances Hodgson Burnett darstellt, eine unedlich fantasievolle Gartenlandschaft, es mag die Traumlandschaft des einsamen Mädchens sein. 

Mary setzt sich ab in den Garten, der für Jahre abgesperrt war. Der Tod der Schlossherrin ließ diesen Lebens- und Freudenquell für den Schlossherrn verschließen. Das Mädchen hat selber nicht nur den Tod der Eltern zu bewältigen, es kommt der Verlust des herrschaftlichen indischen Lebens hinzu: dort hatte sie eine Bedienstete, die sie angekleidet hat und es gab Feineres als nur Porridge zum Frühstück. 

Marys Verlustkompensation ist hochaktiv, findet den ebenfalls weggesperrten, gelähmten Buben Coling (Edan Hayhurst), hinzu kommt der Junge Dicon (Amir Wilson). Sie bilden ein abenteuer- und entdeckungsfreudiges Trio, das findet, das Leben habe mehr zu bieten als Trauer und Lebensunlust. 

So erblüht dieser Garten wie eine wilde Dschungellandschaft und immer fliegt ein Rotkehlchen symbolisch vorneweg oder unter der prallprächtigen Goldregenallee hindurch. Selbst den Gartenmuffel unter den Zuschauern dürfte die Pracht des Filmes, die wuchernde Dichte den inzwischen im Kino geltenden Maskenzwang vergessen lassen – also bitte um Nachsicht für denjenigen, der das Kino ohne Mundschutz verlässt. 

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