Lebenslinien: Pfarrer Schießler – Glaube, Liebe, Rebellion (BR, Montag, 5. Oktober 2020, 22.00 Uhr)

In widernatürlicher Beziehung

Er lebe in widernatürlicher Beziehung mit einer Frau zusammen, behauptet der Protagonist Pfr. Schießler dieser Lebenslinien von Daniela Agostini unter redaktionellen Auspizien von Sonja Hachenberger. 

Pfarrer Schießler scheint unter enormem Leidensdruck zu stehen, der ihn zu wirbelwindartiger Aktivität zwingt, pausenlos. Und er scheint wenig Möglichkeiten zu haben, über sich zu erzählen. 

So öffnen denn die Lebenslinien die Schleusen zu einem pausenlosen Strom an Statements über sich selber; was für das Format Lebenslinien als solches eher deklassierend wirkt. 

Hinzu kommt, dass es eine dieser Werbesendungen für den Sender selber ist, da dieser Parrer sich zwar nicht dränge nach Medienauftritten, wie er sagt, aber offenbar kann er solchen Angeboten auch nicht widerstehen; und sein Publikum hat er sowohl in der Kirche als auch in den Medien. 

Es gibt wenige Hinweise darauf, wie der Leidensdruck sich in ihm aufgestaut haben könnte – die Lebenslinien selber interessieren sich nicht weiter dafür.

Da sind Widrigkeiten in seiner Herkunftsfamilie, einer noch vom Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Generation, der Vater ein penibler Postbeamte. Dann war da ein drei Jahre älterer Bruder, der dem geltungsbedürftigen kleineren Bruder offenbar im Lichte stand und auch vom Vater ganz klar bevorzugt wurde; weshalb es nicht verwundert, dass der Junge als Teenager seine Heimat bald schon in der Kirche, beim Ministrieren, in der Jugendarbeit aber auch bei vielen anderen Tätigkeiten fand. 

Pfarrer Schießler erzählt von heftigen inneren Kämpfen, die er als junger Mann bei einem einjährigen Aufenthalt in einem Franziskaner-Kloster gehabt habe. Das scheint aber nichts mit dem zölibatären Leben zu tun zu haben; dieses sei für ihn von Anfang an klar gewesen; ok, das kann man glauben oder nicht. 

Und jetzt lebt dieser katholische Pfarrer intimst mit einer Frau zusammen, die selber schon Kinder hatte, aber eben zölibatär, was für sie offenbar ein schmerzhaftes Opfer darstellt; er selbst nennt diese Konstellation widernatürlich. Von sich selber und der Richtigkeit seines Handelns ist er überzeugt. 

Ob Christus, den er zitiert, auch so begierig jedes Medienangebot angenommen hätte?

Übrigens, auch der Pfarrer in Corpus Christi war sehr beliebt. 

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