Niemals Selten Manchmal Immer

Der Film von Eliza Hittman fängt an in der Art eines anrührenden britischen Soziodrams wie von Ken Loach in der amerikanischen Provinz in Ellensboro in Pennsylvania im amerikanischen Osten. 

Die verschlossene Autumn (Sidney Flanigan) tritt mit einem tristen Solo vor Publikum an. Einer brüllt mittendrein „Slut“, vielleicht mit Schlampe zu übersetzen, eine Frau, die leicht zu haben ist. 

Etwas mag dran sein an dem Vorwurf, denn etwas hat offenbar Folgen gezeitigt, wie Autumn bald beim Arzt erfährt. Sie arbeitet als Kassiererin bei einem Supermarkt. Auch ihre Cousine Skylar (Talle Ryder) arbeitet dort. Vorerst behält Autumn („Herbst“, was für eine trauriger Vorname für eine Frau) ihr Geheimnis für sich. Ihre Familie darf auf gar keinen Wind davon bekommen. 

Autumn erfährt bei diskreten Erkundigungen, dass es in New York Kliniken gibt, die das Kind wegmachen könnten. Das kostet Geld. Die Cousine steht ihr bei, aus den Kasseneinnahmen das Fahrgeld abzuzweigen und sie begleitet sie auf ihrer Busreise nach New York. 

Autumn hat einen riesigen Koffer dabei. Jetzt wird der Film zum Roadtrip to Abortion. Die Fahrt dauert. Hittman nutzt die Situationen, um zu zeigen, wie unendlich einsam diese Frau ist; daran ändert die Anwesenheit ihrer netten und hübschen Cousine wenig; seelisch kann sie ihr nicht nützen. 

Der Film wandelt sich in New York zum Abtreibungsaufklärungsfilm. Der Titel ist einem Fragebogen zum Sexualverhalten entnommen; er wird ihr auf einer Beratungsstelle vorgelesen, sie muss die Fragen mit einem der vier Wörter „niemals“, „selten“, „manchmal“ oder „immer“ beantworten, sie betreffen den Geschlechtsverkehr, die Benutzung von Kondomen, ob Gewalt im Spiel ist. Autumns Antworten lassen vermuten, dass der Geschlechtsverkehr, der zur Schwangerschaft geführt hatte, nicht auf Freiwilligkeit beruht hat. Auch der Vorgang der Abtreibung wird ausführlich geschildert und auszugsweise gefilmt. 

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