Kiss Me Kosher

Schickse mit Hicks.

Dieser Film von Shirel Peleg ist einer von der Sorte, die gezielt schwarzhumorig versuchen, auf dem verminten Feld der politischen Lage in Israel und des deutschen Holocaustes sich zu tummeln, dabei möglichst wenige Fettnäpfchen auszulassen und hintergründig selbstverständlich Pointen in Richtung einer Versöhnung abzuschießen.

Gleich ein Spoiler, wer nicht wissen will, wie es ausgeht, der soll diesen Abschnitt bittschön überspringen; aber da mir das Ende weniger Konsequenz aus dem Zusammenstoß der Charaktere als vielmehr aus der Überlegung bestimmt zu sein scheint, etwas Optimismus zum Abschluss zu verbreiten. Hier wird schließlich doch noch, nach familiären Hin und Her und nach Vorurteilen und Misstrauen eine Hochzeit gefeiert, das darf ruhig verraten werden, es geht ja nicht darum, ob sie zustande kommt oder nicht, es geht darum, sich mit dem Zusammenprall von Geschichte und Gegenwart von Juden und Deutschen auseinanderzusetzen (und die Palästinenser sind ja auch noch irgendwo da in der zweiten Wagen-Klasse), also hier wird es zur ausgelasssenen Hochzeit der beiden wunderbaren Protagonistinnen Shira (Moran Rosenblatt) und Maria (Luise Wolfram) kommen. 

Wobei gar nicht klar ist, ob eine lesbische Heirat in Israel amtlich überhaupt möglich ist. Auf dem Weg dahin gibt es jede Menge Hürden zu nehmen und die tun das mit Schmackes und einem untrüglichen Fettnäpfcheninstinkt, wobei, es hätte schlimmer kommen können, ist es doch eine Produktion, die eher wie fürs Fernsehen gemacht scheint, daraufhin deutet auch die routinierte, deutsche Synchronisation der israelischen Stimmen. 

Es wird nicht bis aufs Zahnfleisch gekämpft; man beißt sich nicht fest an doktrinären Positionen, man tritt in die Fettnäpfchen, schießt die Bemerkungen ab und lässt es dabei bewenden. Die schrill-schnoddrige Stimmung, wie in amerikanischen Familienkomödien in der Nachbarschaft der Sitcoms soll schließlich dominieren, darauf weisen diverse Zudröhn-Musikeinsätze oder extreme Kostümfarben, zB am Strand, hin. 

Zu den Hicks der Schickse Maria (also einer nichtjüdischen Frau) führen Situationen, die ihr zu schaffen machen. Denn alle paar Meter läuft Shira, die immer schon eine hochaktive Lesbe war, einer Ex über den Weg, was ein zusätzliches Hindernis auf dem Weg zur Findung eines Kosenamens ist und Schatzi reimt sich leider auf Nazi. Shira ist ein richtiger Feger und betreibt das Lokal „Jewish Princess“.

Auch in der Holocaust-Gedenkstätte geht es nicht so feierlich zu wie bei den professionellen, offiziellen Gedenkenroutinen, die leider inzwischen oft sehr abgedroschen wirken. 

Der kleine Bruder von Shira, Liam (Eyal Shikratzi), der soll einen dokumentarischen Kurzfilm drehen und will sich die Liebe der beiden Frauen zum Objekt nehmen. Diesen Strang der Geschichte verschenkt Shirel Peleg; denn Liam filmt kaum anders, als die Regisseurin selbst, es wird versäumt, mit dieser Doku einen weiteren, möglicherweise witzigen, gar scharfen Blickwinkel auf die Story zu werfen, sie belegt eher, dass Liam nicht sonderlich begabt ist im Umgang mit der Kamera, der Bereitstellung von dokumentarischem Schnittmaterial und der anschließenden Montage. Es ist eine Dialogkomödie, die mal spritziger mal weniger spritzig ist, mal mit mehr, mal mit weniger Tempo die Leinwand kitzelt. 

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