Yummy

Das Virus, das Virus. 

Die Körbchen. Die Körbchen.

Die kleine Anfangssequenz in der Pathologie stellt gleich klar, in welches Genre wir uns begeben werden, nicht in dasjenige des Realismus, sondern in dasjenige, in welchem Leichen noch Finger bewegen, und wenn sie dann aus Pathologen-Schreck in die Kühltruhe zurückgeschoben werden, bricht dort plötzlich Feuer aus und ein Zombi versucht den Pathologen zu greifen. 

Lars Damoiseaux, der mit Eveline Hagenbeek auch das Drehbuch geschrieben hat, unterhält mit einer für den Horrofreund aparten Mischung aus SchönheitsOP-, Virus- und Zombifilm. 

Der Appetizer ist immer die Vorstellung der Protagonisten. Das sind Alison (Maaike Neuville) mit den großen Körbchen, ihr Mann Michael (Bart Hollanders), der unter Hämophobie leidet und deshalb das Medizinstudium abgebrochen hat, und die Mutter Sylvia (Annick Christiaens). 

Die drei fahren in einem älteren Auto in Richtung eines Balkanlandes. Denn Schönheits-OPs in der Klinik von Dr. K. (Eric Godon) sind dort günstiger. Alison leidet unter zu großen Körbchen und möchte diese verkleinern. Ein Szene auf der Autobahn zeigt, weshalb sie darunter leidet: diese regen die Fantasie von Männer unverschämt an; ein Bus voller Jungs, der an der Seite auffährt, kommt aus dem Johlen nicht mehr heraus. 

Bis hierher ist schon klar, dass es sich um ein besonderes Genre handeln dürfte, alles ist überspitzt gezeichnet, oder auch überschönt; die Belgier erlauben sich die Freiheit der maßvollen Übertreibung. 

Die Klinik schockiert mit ihrem verwahrlosten Äußeren. Das lässt sich durch die günstigen Preise erklären. Immer mehr aber werden die Dinge, die sich in der Klinik abspielen, unerklärlicher. Sauberkeit und Sterilität scheinen Fremdwörter zu sein; die Sprache ist auch kaum zu verstehen; wobei zu erwähnen ist, dass für das Horrorgenre deutsche Nachsynchronisationen generell hervorragend passen; da sie aus ihrer Natur heraus dem Horror verwandt sind. 

Schnell ist der Moment erreicht, an welchem die Grenze zur realen Realität überschritten wird und für einen Moment scheint es, dass jetzt nur noch Trash um des Trashs Willen gezeigt wird, Zombies um der Zombies willen, Blut um des Blutes willen; aber schon wird der Nachcorona-Zeitgenosse hellwach, denn jetzt kommt das Virus ins Spiel und gibt der Story neuen Drive für eine Hit-and-Run-Geschichte mit einer bunten Palette, einem Potpourri an Horrorscheusslichkeiten und abgesäbelten Gliedmaßen (als „Strafe für das Rumpfuschen des Menschen in der Schöpfung“ – oder einfach, weil es Schicksal ist, wie ein Opfer auf den Rücken tätowiert hat) sowie einem Heiratsantrag in der Kanalisation. So blutig und gnadenlos ist das, dass der Zeitgenosse sich fast mit Corona versöhnen möchte und sich nicht wundert, dass das Leben nicht so läuft, wie gewünscht. 

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