Sunburned

Carolina Hellsgard schickt in ihrem Film eine Mutter (Sabine Timoteo) mit zwei frisch erblühten Töchtern, Claire (Zita Gaier) und Zoe (Nicolais Borger), auf einen Cluburlaub an die Küste Andalusiens mit Blick auf Marokko. 

In einer Mischung aus Faszination und Kritik und in Ansätzen von Ulrich-Seidl-Epigonentum (Paradies Liebe), pickt sie wie mit einer Pinzette Szenen dieses erwartungsgeschwängerten Urlaubes heraus und begutachtet sie. 

Im Gegensatz zum holländischen Film Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess in welchem das Coming-of-Age den Buben wie aus heiterem Himmel trifft – oder wie im Nils Holgersson-Film Der Junge und die Wildgänse, der ebenfalls vollkommen unerwartet in die Pubertät schlittert – sind sich die Frauen ihrer Fraulichkeit, ihrer Attraktivität und ihres Needs, begehrtzusein, bewusst, ja mehr als bewusst, fast überbewusst. Was sie eher hindert und hemmt. Jedes Anbandeln ist sofort mit Bedeutung aufgeladen – und insofern zum Scheitern verurteilt. 

Die Rührgeschichte ist die zwischen Tochter Claire, die noch keinen Mann geküsst hat, und dem Flüchtlingsjungen aus dem Senegal, Amram (Gedion Odour Wekesa), der wie Claire ebenfalls den Vater vermisst, der sich von Claire einen trockenen Lippenkuss gefallen lässt, aber sofort Geld dafür will. Die beiden hängen unentschieden in Hotelräumen, Discos, oder wilder Landschaft mit Pferd herum. Der Senegalese vergisst sein Ziel nicht: die Flucht. 

Ein exponiertes Spiel, was die Erwachsenen treiben, ist das Traumspiel. Hier wird erst der Atem angehalten, dann hyperventiliert und eine betreuende Person, legt den oder die Spielerin auf den Boden zum Träumen. 

Vom Ästhetischen her gefallen dem Film zeitweise alles Dinge mit Reihen: Reihen von Balkonen, Strandhütten, Strandliegen, Flur mit Türen, das einengende, aber auch Sicherheit bietende, grafische System gerader Linien und auch des Lichtrasters. 

Pointiertheit markieren die angenehm knappen Dialoge. Sie deuten auf eine filmische Haltung zwischen Angewidertheit und Begeisterung. Cluburlaub mit Bespaßung, Tanzen, Spiele. Die Kamera zwischen Süd-Begeisterung und stilistischer Übung in Linien. Die Suche von Claire nach wilden Füchsen als Symbol dafür, was sie erleben will – und so nicht erlebt; es scheint ein Traum zu bleiben, wie das Schlussbild andeutet, wenn Amram auf einem Schimmel neben dem Auto der auf dem Heimweg sich befindenden drei Frauen durch das wilde Andalusien reitet. Das öde Shopping. Haltung im Zwiespalt zwischen Faszination durch das Geregelte, Überraschungsfreie des Cluburlaubs und gleichzeitig angewidert davon. 

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