Anton Bruckner – Das verkannte Genie

Anton Bruckner

Er war seiner Lebtag Lehrer. Immer auch in St. Florian bei Linz. Er litt unter mangelnder Anerkennung. Deshalb bedeutet ihm der Ehrendoktor aus Wien so viel, mehr noch als die Anerkennung durch den Kaiser. Er schrieb Musik für die großen, klassischen Orchester. 

Pech hatte er mit Frauen. Geprägt wurde er durch die kirchliche Liturgie, den Barock. Aber er blieb eigentständig gegenüber den berühmten Komponisten. Hatte eine Affinität zu Wagner. Seine Sinfonien sind sehr einfach aufgebaut, aber durch diese einfache Grundstruktur sind sie ausbaufähig zu enormer Wucht. 

Sicher, man könnte sich auch bei Wikipedia  informieren. Aber Reiner E. Moritz baut seine einführende Dokumentation recht didaktisch auf wie eine anderthalbstündige Lektion zu Bruckner. Er fängt musiktouristisch an, indem er sich einer Reise der amerikanischen Brucknergesellschaft anschließt. So ergibt sich Bildbeifang an Büsten, Gedenktafeln und Kirchen, an Bildern aus der reizvollen Gegend um Linz. Die Sängerknaben von St. Florian, bei denen Bruckner gesungen hat. 

Moritz geht der Reihenfolge der Biographie nach, verzichtet auf Klatsch, aber seine Interviewpartner wissen Anekdotisches. Es sind Menschen, die beruflich mit Bruckner zu tun haben: Wissenschaftler, Archivare, Museumsleiter, Organisten, Chorleiter, Dirigenten. 

Die analytischsten Aussagen kommen vom Dirigenten Kent Nagano. Musikpraktisch dominiert zusehends Valery Gergiev, der sich zu Bruckner äußert und in einer fantastischen Barockkirche mehrere Sinfonien von Bruckner dirigiert, woraus viel zu hören ist, während die Kamera sich an den Malereien und der Ausstattung der Kirche labt. 

Orchestermusikern und Chorsängern kann bei der Arbeit zugeschaut werden – und der Nachcoronamensch wundert sich, wie das mit der Ausübung dieser Berufe, die so intensive Nähe zum Mitmenschen fordert, weitergehen soll, falls solche nur noch mit Masken erlaubt sein wird. Zwischendrin liest der Schauspieler Cornelius Obonya, mäßig präpariert, aus zeitgenössischen Musikkritiken vor. 

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