Lords of Chaos / Until the Light Takes us (DVD)

Krasser 

könnte der Unterschied nicht sein zwischen dem ruhigen, friedlichen Bergen im Norden Norwegens und dem was Varg 2008 im Hochsicherheitsgefängns Trondheim in Norwegen erzählt. 

Varg ist in Bergen augewachsen. Eine runde Welt, eine in sich ruhende Welt; eine Chance auf Widerstand, auf Protest gab es da nicht. Aber ein Junge spürt mit dem Instinkt der Jugend, dass da nicht alles stimmt, dass das nicht alles wahr und richtig ist; spürt die Differenz zum offiziell zelebrierten Weltbild. 

Im Film Lords of Chaos stößt Varg noch als Christian aus Bergen zu der Black-Metal-Gruppe, die dann um 1992, 1993 herum angefangen hat, Kirchen anzuzünden, anonym. 

Varg begründet das noch im Gefängnis damit, dass das Christentum eine Invasivreligion sei, die viel Unglück gestiftet und die Urreligion um Odin vertrieben habe. Das sei mit Gewalt geschehen. Und mit Gewalt haben sie das wieder ändern wollen. Um was Neues zu bauen, müsse das Alte zerstört werden. 

Just dieser Varg war es, laut dem Film von 2019, der es offenbar nicht aushielt, zwar in den Schlagzeilen zu sein, aber unerkannt. Er hat, das wiederum schildert der Spielfilm sehr schön, einem Journalisten ein ausführliches Interview gegeben. Der aber hat sich an die Polizei gewandt. 

Ob der ehemalige Christian aus Bergen auch heute noch auf die nordische Urreligion schwören würde? Im Hochsicherheitsgefängnis von Trondheim hat er die Freiheit des Gefangenen kennengelernt, das ist die Zeit, zu lesen, zu denken. 

Studio Hamburg hat jetzt als DVD-Highlight LORDS OF CHAOS von Jonas Ackerlund „im FuturePak mit zwei unterschiedlichen Fronten für Sammler“ herausgegeben und diesem die Dokumentation UNTIL THE LIGHT TAKES US von 2008 von Aaron Aites und Audrey Ewell beigelegt, in welcher nicht nur der Christian aus dem braven Bergen ausführlich zu Wort kommt, sondern auch der Musiker Gylve „Fenfiz“ Nagell, dessen Weg sich von den Lords of Chaos getrennt hat und der in dieser Doku in einer Performance von Bjarne Meelgaard zu sehen ist sowie in einer Fotoausstellung; andere Bandmitglieder und andere Metal-Musikern kommen zu Wort. Diese Dokumentation wirkt metal- und guerillhaft, sie speist sich aus den Interviews, denen direktes Dokumaterial beigemischt wird, darunter viele brennende Kirchen. 

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