Brot (Kinostart verschoben)

Immer wieder spannend,

immer wieder uns nahegehend, unser elementarstes und vielleicht eines der ältesten Nahrungsmittel der Menschheit zumindest seit der Sesshaftigkeit: das Brot. Tief verwurzelt auch in der Religion: unser täglich Brot gib uns heute. Insofern ein Artikel des täglichen Bedarfs, der immer nachgefragt ist. Aber es gibt Konkurrenz zur traditionellen Brotherstellung: die industrielle Produktion. 

Harald Friedl unternimmt in seinem Film, der primär sicher fürs Fernsehen gedacht ist, einen schönen Tour d‘ Horizon von der kleinen Brotboutique in Frankreich, die den Teig noch stundenlang gären und die Laibe dann eben so lang backen lässt, so dass die wirklich Kruste haben und der Bäcker davon essen kann so viel er will, ohne dick zu werden, bis zur hochindustriellen von wissenschaftlicher Forschung und Tüftelei betriebenen Brotproduktion, der sogar ein Sauerteigmuseum angegliedert ist. In diesem wird die Imitation des urhandwerklichen Brotes versucht mit allerlei Zusätzen und Herstellungsbeschleunigern, bis hin zum Halbfertigprodukt, das erst in den Supermärkten zu Ende gebacken wird, worauf die kleinen Brothersteller wiederum mit noch mehr Besinnung auf Einzigartigkeit und Ursprünglichkeit, vor allem auch mit Bio reagieren, um sich ihre Existenz zu sichern. 

Der Film fängt mit einer klaren Stellungnahme an dazu, welches er für das bessere Brot hält; ein kleiner Schwarzweißfilm zeigt einen muskulösen Mann mit nacktem Oberkörper. Vor sich hat er einen in Plastikfolie eingeschweißte Toastscheibenlaib. Er nimmt ihn heraus und zerquetscht ihn mit seinen Händen zu unappetitlichem Mampf ohne große Kraftanstrengung. Kommentar überflüssig. 

Der Film besucht Firmen, Betriebe, Forschungsinstitute quer durch Europa und geht bis zum Europaparlament. Hier wundern sich Parlamentarier, warum gewisse Vorschriften, die die Pestizidverbreitung, die als gesunheitsschädlich längst im Industriebrot wissenschaftlich nachgewiesen ist, nicht längst abgeändert sind zu Gunsten von Natur und Gesundheit. Sie nehmen kopfschüttelnd zur Kenntnis, dass wohl das Gewinninteresse der Pestizidhersteller größer sei. 

Friedl bringt vielfältigen Einblick in die unterschiedlichsten Prozesse der Brotherstellung von der Getreideernte über das Mahlen, dann das Herstellen des Brotteiges. Letztlich müsse das Enzym, der Mikroorganismus, selber wissen, was zu tun sei, meint ein Nachwuchsbrotprofi aus Österreich und letztlich sei es immer „a bissl was wie Zauberei“ ein Brot gut hinzubekommen oder dazu später: „Das ist wirklich eine Kunst – deshalb sind wir auch Bäcker“. 

Es ist ein Film, der ein modernes Verhältnis zur Ernährung und speziell zur Ernährung mit Brot darstellt und unterstützt und der einem oft das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, wenn wieder ein besonders gelungenes Brot getestet wird. Die Kunst kommt auch vor: Dali hat bei einem Pariser Bäcker Möbel aus Brot bestellt. Zu sehen ist, wie er diese in Empfang nimmt und über Kunst und Brot räsonniert. 

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