Berlin Berlin

Ausbruchsversuch.

Hier versuchen Fernsehmenschen in der Regie von Franziska Meyer Price (Männerhort) nach dem Drehbuch von David Safier den Ausbruch aus dem ARD-Degeto-Serienknast. 

Das ist in etwa so, wie wenn man Kaninchen oder Hühner aus industrieller Hallenaufzucht ins Grüne, auf die Wiese, ins frei Feld hinauslässt. Wer so etwas schon mal erlebt hat, der weiß, was ich meine; die Tiere zeigen Symtpome deutlicher Desorientierung. 

Der Film vermittelt zwar, dass ihm amerikanische Hochzeits- oder Beziehungskomödien als Vorbild imponieren. Allein es fehlt an allen Ecken und Enden am Handwerk. Der Film ist lediglich Absichtserklärung, von welchem Kino diese Serienmenschen träumen. Es fehlt an Schnoddrigkeit, an Freiheit, an Können, am großen Kinoatem. 

Dem Zuschauer wird viel zu viel Abschweifmöglichkeit geboten durch unpräzise Inszenierung, Szenenauflösung, Kadrage, Schnitt und vor allem durch ein löchriges Drehbuch. Dabei sollten diese Fernsehleute doch die Chance nutzen, das zu tun, was ihnen beim Fernsehen fehlt, nämlich sich Zeit zu nehmen für ein gründliches Drehbuch, das Charaktere und Konfliktsituationen genauestens studiert und analysiert und damit die Handlung zwingend in Gang setzt. 

Stattdessen verstehen diese Fernsehmenschen unter Ausbruch: hinein in die Spielerei mit Kamaermätzchen, Splitscreen, Greenscreen, Comic-Einblendungen, Zeichentrick, Beschleunigungen, Verkürzungen von Bewegungen, alles was Anfänger halt so gerne machen, wenn sie das erste Mal eine Kamera in die Hand bekommen. 

Es soll um Midlife-Frauen gehen, kurz vor der Menopause, so ist, wenn auch nicht wörtlich, zu hören. Die Hauptfigur ist Lolle (Felicitas Woll). Sie hat Entscheidungsprobleme zwischen Sven (Jan Sosnick) und Hart (Matthias Klimsa). Den einen heiratet sie. Die kirchliche Trauung endet in Desaster und vor Gericht. 

Lolle wird zu Sozialstunden verdonnert. Hier kommt die zweite Hauptfigur ins Spiel. Es ist Dana (Janina Uhse). Es wird nicht klar eingeführt, ob die beiden sich schon kennen. Es wirkt so, als hätten sie sich noch nie gesehen. Und sofort sind sie beste Freundinnen/Feindinnen – alles nicht nachvollziehbar, nicht plausibel. 

Als grober Spannungserzeuger sind die Sozialstunden eingeführt, weil Lolle dadurch Terminprobleme mit einer wichtigen Präsentation bekommt. Lolle ist Comic-Zeichnerin. Von dem Termin könnte sehr viel abhängen.

Und irgendwie, nie so genau und richtig nachvollziehbar, sind die beiden Männer, in diesem Film sind Männer ganz klar Trottel, also die beiden Trottel sind hinter Lolle her und wollen sie heiraten. Dabei kommt es zu allerlei Unbill und Hindernissen, wie das amerikanische Kino sie gekonnt einbaut. Nur, bei diesem wirkt alles immer sehr zwingend, während es im Subventionsland immer nur anskizziert bleibt, die Macher glauben, mit der Idee allein schon gewonnen zu haben und es nicht für nötig halten, diese präzise filmisch bannend umzusetzen. 

Ein Beispiel: wie Lolle sich beim Chef der Schule meldet, macht dieser den Witz, wie viele Finger er sich wohl von seinem Tischventilator abhacken lassen müsse, um als berufsunfähig zu gelten (der spätere Gag als Folge dieses Satzes wird genau so verschenkt). Dann demonstriert er das mit einem Stück, man weiß nicht was, Biscuit oder ein Hölzchen, das wird verpfuscht gezeigt, während das amerikanische Kino hier ganz präzise Close-Ups bringen würde, so dass kein Zweifel besteht, was hier genau mit welchen Gegenständen vor sich geht, nach ganz präzisem und ausgetüftelten Story-Board. 

So zieht sich die Unpräzision, der Inszenierungpfusch überwiegend in unentschiedenem Halbnah durch den Film (vom Auftanken des Elektroautos, der FKK-Story, dem Kleiderklau bis zur holprigen Einbruchsszene und und und), lässt des Zuschauers Interesse auf Abwege schweifen und sich wundern, warum die Schauspieler so steif, so wenig leinwandaffin agieren, warum Armin Rohde als einziger Leinwandkaliber mitbringt mit seinen kurzen Unterweltsauftritten. 

Der Zwangsgebührenzahler ärgert sich massiv, dass er vom Staat qua Haushaltzwangsgebühr zur Kasse gebeten wird zur Finanzierung von solch nicht konkurrenzfähigen Kinderspielereien, die sich für Kino halten. Die ARD täte gut daran, die zuständigen Redaktionspositionen neu zu überdenken. 

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers. 

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