LIMBO

Wenn dieser Film in der Regie von Tim Dünschede im geschützten Rahmen eines Ausbildungsinstitutes gezeigt würde oder im Fernsehen im Rahmen einer Nachwuchsfördermaßnahme, so könnte man ihm freundlicherweise durchaus Positives abgewinnen und ermutigend und respektvoll von der enormen Leistung sprechen, die es bedeutet, einen ganzen Film von anderthalb Stunden in einem einzigen Take und ohne Unterbrechung oder Wiederholung durchzudrehen ohne einen einzigen Schnitt, so lange muss der Kameramann aushalten, muss er hinter den Computer in einem Hochhaus kauern, die Computer- und die Protagonistinnenmaus fixieren, mit ihr dann mit dem Lift in die Tiefen der Stadt hinabsausen, in einem Auto mit einem Chef und einer anderen komischen Figur losfahren, irgendwann in einer aufgelassenen Fabrik landen, die extra für den Film mit vielerlei Locations ausgestattet wurde, Irrwege gehen und immer wieder einen lärmenden Raum, in dem illegale Boxkämpfe stattfinden, durchqueren, treppauf, treppab, durch Gänge und Wett- und Chef-Büros sich schlängeln und quetschen und immer müssen die Darsteller in Position sein, wenn die Kamera und mit ihr die Geschichte ankommt, ihren Text parat haben und so tun als ob sie in Action seien und immer wieder muss die Kamera versuchen, ruhig und scharf zu bleiben und dann ist die Ambition auch da, noch ein Thema zu transportieren bei all der logistischen Leistung, nämlich um Compliance in der Finanzwirtschaft soll es gehen, um überzogene Beraterhonorare und faule Geschäfte und auch da hat sich Anil Kizilbuga hingesetzt und versucht sprechbare Sätze zu schreiben, die die Thematik deutlich werden lassen, so viel Fleiß, so viel Einsatz und ersichtlich so wenig Geld, das ist eine Leistung, auch wenn die Figuren dabei Pappmenschen bleiben, halt, einen glaubwürdigen Einsatz gibt es, das ist der Boxer mit dem schwarzen Bart. 

Jetzt kommt der Einwand: der Film will den geschützten Rahmen der Hochschule verlassen, er drängt auf die große Leinwand, will sich messen lassen mit dem Weltkino, dem Kommerzkino, dem internationalen Arthousekino, er verlangt so viel Eintritt, wie im selben Kino ein Film von Ken Loach, Ron Howard, Roman Polanski oder Sam Mendes kostet – also muss er sich vergleichen lassen. Das ist der Moment, in dem des Sängers Höflichkeit gebietet: zu schweigen. 

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