Spuren – Die Opfer der NSU

Ein anderes Gedenken.

Top-Position in der deutschen Gedenk- und Erinnerungskultur nimmt, angesichts der Ungeheuerlichkeit der Verbrechen zu Recht, der Holocaust ein. Allerdings ist dieses Gedenken inzwischen auf dem Wege der ritualisierten Erstarrung in Politprominenz-Auftritten mit andauernd neuen „historischen“ Reden, während im Lande der Antisemitismus neu auflebt; da stimmt etwas nicht. 

Das Erinnern an die NSU-Morde ist noch ein junges Gedenkpflänzchen. Aysun Bademsoy beschreibt das in ihrer Dokumentation behut- und einfühlsam. Es ist noch weitgehend ein Gedenken im kleineren Kreis, im privaten Kreis. Die Ausnahme im Film ist ein Bild in Dortmunds Fußballstadion, in welchem des ermordeten Mitbürgers Mehmet Kubasik gedacht wird. 

Ganz leise pflegt der ehemalige Mitarbeiter von Enver Simsek am Ort der Ermordung die Erinnerung in dem Wälchen um den Blumenstand am Straßenrand herum. Er hat einen kleinen, als solchen nicht identifizierbaren Hain gepflanzt. 

Bademsoy befragt Hinterbliebene, Kinder, Brüder, Witwen. Sie schildern ganz unaufgeregt, was sie nach der Ermordung ihrer Männer, Väter, Brüder zusätzlich erlitten und durchgemacht hatten durch die Behörden, die beharrlich von einer Döner-Mafia ausgegangen sind und verzweifelt nach nicht auffindbaren Belegen geforscht haben. Das immerhin hat der über 5 Jahre dauernde NSU-Prozess in München geklärt, dass die Hinterbliebenen keinerlei Schuld trifft. 

Oft wird in der Öffentlichkeit bedauert, dass bei so schlimmen Verbrechen wie den NSU-Morden oder auch bei Terrorakten, Amokläufen immer nur von den Tätern die Rede ist, von ihren veworrenen Ideologien – bad things sell better! – . Dieser Film, der primär fürs Fernsehen gemacht sein dürfte und dort sicher als als ein Qualitätsfilm gelten wird, kümmert sich um die Hinterbliebenen der Opfer, lässt sie zu Wort kommen, schildert, wie es auch für sie ein Leben nach den Morden gibt, wenn diese es auch in andere Bahnen lenkten. 

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