The Farewell

Transpazifische Lügen.

Selbstzensur aus vorauseilendem Gehorsam den menschenrechtverachtenden Machthabern in Peking gegenüber? Spekulation auf den chinesischen Markt? 

Es ist zweifellos eine hübsche chinesische Familiengeschichte, die Lulu Wang „nach einer wahren Lügengeschichte“ erzählt. Oma Nai Nai (Shuzhen Zhao) in Chongchun in China leidet an Krebs mit nicht mehr langer Überlebenschance. Das diagnostizieren die Ärzte. Doch die Verwandten enthalten der Patientin das Ergebnis vor. Sie unterscheiden zwischen guten und schlechten Lügen. Dies sei eine gute Lüge. Sie selber habe es ja in einem ähnlichen Fall auch so gehalten. 

Nai Nais Enkelin Billi (Awkwafina) ist eine Außenseiterin in der Familie, in China geboren, aber mit ihren Eltern in Nw York aufgewachsen, hat eben eine Ablehnung für das Guggenheim-Stipendium erfahren; sie pflegt einen intensiven Telefonkontakt zur Oma. 

Dass Neffe Hao Hao (Han Chen) heiratet, nimmt die New Yorker Verwandtschaft zum Anlass, nach China zu reisen, um einen Vorwand zu haben, Oma nochmal zu sehen. 

Der Film verharrt überwiegend in China, schildert das chinesische Familienleben, wie die sich belügen mit guten Lügen, das feiert der Film so wie die Hochzeit des Neffen. 

Käseglockenkino scheint es mir, weil zwar leise Kritik an Amerika geäußert wird, Vorbehalte gegen den amerikanischen Traum; aber das, was uns auf den Fingern brennt, das totalitaristisch-repressive System Pekings, das bleibt außen vor, das existiert nicht. Insofern hängt der Film unter einer ihn schützen sollenden Käseglocke, damit ja nicht Kritik am Peking-System laut wird; der Film tut so, als existiere so ein Thema nicht. 

Das mutigste ist vielleicht der Witz von der toten Katze. Der soll klar machen, wie schonend man in China mit der Wahrheit umgeht. Die Info heißt dann nicht mehr „Die Katze ist tot“, sondern „ Die Katze ist auf das Dach gegangen…“. 

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