Die schönste Zeit unseres Lebens – La belle Époque

Unfreiwillige, charmante Paartherapie.

Freiwillig komisch in dem Sinne des umwerfenden Charmes, dass die Franzosen das einfach können, eine leichte Komödie mit Tempo und Herz über das Älterwerden, über das Auseinanderleben eines Ehepaares und wie sie auf den verrücktesten Wegen, hier im Sinne der Erinnerung an „die schönste Zeit unseres Lebens“ wieder zueinander finden.

Nicolas Bedos (Die Poesie der Liebe – Mr. und Mme Edelmann) hat sich dazu Daniel Auteuil als Victor Drumond in der Hauptrolle ausgedacht. Er war erfolgreicher Zeichner. Grade läuft es nicht, seine Karikaturen sind nicht mehr gefragt. In der Ehe mit Marianne (Fanny Ardant) läuft es auch eher unlustig und Victor vermutet richtigerweise, dass Marianne ein Verhältnis mit ihrem Psychologen hat.

Der Sohn Maxime ist besorgt über das Verhältnis der Eltern zueinander. Er schenkt dem Vater zum Geburtstag eine Zeitreise. Freund Antoine (Guillaume Canet) von Maxime betreibt eine Event-Agentur. Bei der können sich Leute eine Rolle in einer Szenerie ihrer Zeit wünschen. Sehr teuer. Denn Antoine baut in einem Studio Locations nach bis weit zurück und engagiert Schauspieler, die als lebende Figuren aus der gewünschten Zeit agieren.

Victor wünscht sich zu dem Zeitpunkt zurück, als er Marianne kennengelernt hat in Lyon. Marianne wird in der nachgestellten Location, wie ein Filmset muss man sich das vorstellen, das vermittelt Bedos prima mit der Regie im Hintergrund, mit dem Knopf im Ohr der Darsteller. Marianne in Jung wird hier von Margot (Doria Tiller) verkörpert und sie schafft es, Victor für sich zu vereinnahmen. Mit ihm gehen die Pferde durch.

Das Drehbuch für die Szenen entnimmt Antoine Zeichnungen, die Victor von dieser Zeit angefertigt hat. Das ist wie ein Storyboard. Selbstverständlich entwickeln sich die Dinge nicht exakt nach dem Drehbuch und Victor gibt sich nicht mit einem Abend zufrieden. Weil er heiß auf Margot ist, bucht er zwei weitere Abende, sündteuer.

Derweil sinniert Marianne über die Beziehung nach, denn sie hat Victor vorher aus der Wohnung geworfen. So nehmen die Liebesspiele ihren Lauf, bis sich alles wieder wunderbar einrenkt, nachdem die 70er Jahre vernehmlich ihren Reiz auf die Leinwand geworfen haben.

Eine schöne Pointe: „Ich lese ein Buch aus Papier, man dreht die Seite um und erfährt wie es weiter geht.“ Auf der kulinarischen Seite spielen „Harte Eier mit Zucker“ eine signifikante Rolle. Was ist da Leben? Erinnerung, Vorstellung, Einbildung wie im Kino?

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