My Zoe

Dieser Mutterwunsch

einer Frau kann ganz schön durchgeknallte Folgen haben, das erzählt July Delpy in ihrem Film hart an der glaubwürdig erfundenen und inszenierten Realität.

Wer sich vom Film wirklich überraschen lassen will, der sollte nicht erst weiterlesen, denn die Story um den Kinderwunsch einer Mutter ist von July Delpy so raffiniert wie provokant gebaut und insofern ist es auch lohnenswert, sich überraschen zu lassen, wohin ein Sorgerechtsstreit führen kann.

Das hieb- und stichfeste Fundament für diese Geschichte bietet die Beziehung von Isabelle (Julie Delpy) und James (Richard Armitage). Sie wohnen getrennt in Berlin. Sie sind geschieden. Nichts zwischen den beiden ist alltäglicher als ihre täglichen Sorgerechtsdispute, über die Modalitäten, wer wann das gemeinsame Kind Zoe (Sophia Ally) haben dürfe/müsse.

Die Elternteile haben ein Karriereleben, er als Geschäfsmann, sie als Immunologin und sie hat auch noch einen Freund, eher: Macker. Isabelle hat extra einen Job in Berlin angenommen wegen James und Zoe.

Das ist Delpy aber noch nicht Basis genug als Abschussrampe für den Wahnsinn, der im zweiten Teil des Filmes folgen soll, für die Äste, auf die sie sich hinauslassen will.

Sie baut auf diesem ersten Fundament ein Drama, das niemand erleben möchte. Sie lässt Zoe einen Unfall erleiden, den keiner bemerkt. Es bildet sich ein Aneurysma im Gehirn des Mädchens. Das beschert den beiden ehemaligen Ehegatten eine gemeinsame Leidenszeit am Krankenbett der Komapatientin im Spital, ohne dass die beiden wieder zueinander finden würden. Zwischendrin muss noch die Frage der Organspende diskutiert werden.

Mit dem Tod des Mädchens will die Mutter sich nicht abfinden. Sie kann nicht trauern. Sie sinnt auf Tricks und Wege, ihr Mädchen zurückzubekommen. Sie entnimmt ihm eine intakte Gewebeprobe am Oberarm. Damit reist sie nach Moskau zu Professor Fischer (Daniel Brühl), einem Spezialisten und einer Koryphäe auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin. Sein Wartezimmer quillt über vor hochschwangeren Greisinnen, auch das ein Makabermoment.

Isabelle kennt Professor Fischer von einer Fachtagung her. Ihn konfrontiert sie mit ihrem Wunsch und stellt sogar den ehrgeizigen Fischer vor einen ethischen Konflikt. Dieser Konflikt wird facettenreicher dadurch, dass auch Fischers Frau (Gemma Arterton) mit hineingezogen wird. Fischers haben zwei entzückende Buben, etwa im Alter der verstorbenen Zoe.

Hier ist der Film längst in den Sphären einer unfassbaren menschlichen Hybris angelangt, die Delpy mit Wonne überzeichnet und somit kritisiert. Dennoch: der Mutterwunsch einer Frau ist etwas ganz Natürliches. Und e-Autos sind das Mindeste, was ein umweltbewusster Mensch in seinem Film heutzutage fahren lassen kann.

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