Das perfekte Geheimnis

Sumpfblüten.

Das ist nicht despektierlich gemeint. Der Film von Bora Dagtekin, der in den Credits als alleiniger Autor erscheint, ist ein Remake, das 17. oder 18.?, des italienischen Erfolgsfilmes „Perfetti Sconosciuti“ von Paolo Genovese. Er bringt einige Stars des deutschen subventionierten Filmes zusammen, die trotz aller Widrigkeiten der notleidenden Filmkultur, des Pfründensumpfes und der Abhängigkeit vom Zwangsgebührenfernsehen Profil und Persönlichkeit entwickeln: Elyas M‘ Barek, Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Jella Haase, Jessica Schwarz, Frederick Lau und Wotan Wilke Möhring.

Diese Sumpfblüten spielen mit enormem Spaß auf. Fast zu viel Spaß, wie das Szenenverlach-Footage im Abspann zeigt; das ist oft bei einer Komödie etwas problematisch, wenn die Macher sagen, wir hoffen, dass das Publikum beim Schauen genau so viel Spaß hat, wie wir beim Drehen. Das als kleiner Einwand, denn Komödie ist eine ernste Angelegenheit.

Der größere Einwand wäre der, dass zu einem Film wie Der Gott des Gemetzels noch Meilen liegen, die Meilen zwischen dem deutschen Provinzkino und dem Weltkino.

Nichtsdestotrotz ist es ein Film fürs Publikum. Die Geheimnisse in Paarbeziehungen werden bei einer Einladung von drei Paaren und einem Single schonungslos offengelegt mit einem dramaturgisch eher billigen Trick, der verhindert, dass der Abend eine richtig spannende Geschichte wird: alle Anwesenden sollen ihre Mobiltelefone auf den Tisch legen und wenn es irgendwo piepst, dann muss abgenommen oder vorgelesen und der Lautsprecher auf laut gestellt werden und alle Geheimnisse, von denen es genügend gibt, kommen auf den Tisch.

Eine gewisse dramatische Steigerung ergibt sich aus dem Fakt, dass zwei der Anwesenden aus Angst vor Entdeckung die Handys tauschen und sie somit eine bewährte Art von Verwechslungkomödie entwickeln.

Das Drehbuch allerdings schlingert mit seinem Interesse, das mal mehr auf dem einen Paar, dann wieder mehr auf die Verwechslungskomödie fixiert bleibt.

Im Vergleich zum Fack ju Göhte–Zyklus vom selben Autor wird deutlich, dass Beziehungskomödie offenbar schwieriger zu schreiben und zu inszenieren ist als Cultur-Clash-Komödie.

Was den Realismus, also die Glaubwürdigkeit des Essens anlangt, so kann man froh sein, nicht daran teilgenommen zu haben. Aber die Darsteller sind durchgehend erstklassig geschminkt. Die vielen Gläser auf dem Tisch – und erst recht die Albereien, die sich die Gäste leisten – dürften die Continuity-Abteilung zur Verzweiflung gebracht haben. Die viel zu vielen Close-Ups verleihen dem Film eine gewisse Enge.

Bei allem Spaß, den die Darsteller bei der Produktion gehabt haben und von dem durchaus einiges aufs Publikum übergreifen dürfte, sollten sie nicht vergessen: sie haben in so einer Produktion sehr gute Gagen; die sind teils mit Zwangsgebühren finanziert. Diese werden auch von vielen einkommensschwachen Haushalten aufgebracht, für die 17.50 Euro monatlich abzuknapsen ein richtiger Kraftakt ist und die sich einen Kinoeintritt grad gar nicht leisten können, vergesst das nicht, wenn Ihr Euern nächsten Champagner kippt!

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