Die Insel der hungrigen Geister

Die australische Reigerung dürfte nicht sehr erbaut sein über diesen Dokumentarfilm von Gabrielle Brady über die Weihnachtsinsel vor Australien und deren berüchtigtes Internierungslager.

Dem Film ist zu entnehmen, dass die Regierung ein Gesetz erlassen hat, dass mit Gefängnis von bis zu zwei Jahren bestraft werden kann, wer aus diesen KZ-ähnlichen Lagern etwas ausplaudert oder öffentlich macht. Dieser Film tut es. Er tut es in verhaltener Manier, die immer wieder von suggestiven Inselimpressionen von Brandung, Dschungel, chinesischen Geisterzeremonien und Krabbenwanderung durchbrochen wird.

Die Protagonistin ist die Folter- und Traumatherapeutin Poh Lin Lee. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchterchen in der Nähe des Lagers. In einem Krankenhaus kann sie Insassen zu Therapiestunden treffen. Sie führt therapeutische Gespräche mit diesen Menschen, die schon durch die Flucht unendlich viel Leid erlebt haben (ein Schiffbrüchiger erzählt von den Haien, die andere Gekenterte angegriffen haben) und die im Lager eine brutale Behandlung erleben, die Trennung von Familienmitgliedern.

Der Film vertritt ganz klar die menschenrechtliche Position, dass der Mensch ein Recht habe, Asyl zu bantragen und dass er dafür nicht bestraft werden dürfe, was aber in den Internierungslagern offenbar passiert; weshalb die australische Regierung wohl Schiss davor hat, dass Informationen über ihr verbrecherisches Verhalten an die Öffentlichkeit gelangen.

Die Informationen erreichen den Zuschauer auf verschiedenen Wegen. Er kann direkt dabei sei bei therapteutischen Sitzungen. Das Mittel, die Menschen zum Sprechen zu bringen, ist ein Sandkasten (Sand fühlen) und sind Spielzeugfiguren (im Sand aufstellen). Damit können die Patienten Situationen konkretisieren, rekonstruieren, sich wieder vor Augen führen.

Informationen gelangen aber auch über Fragen der Kinder an die Mutter bei Familienausflügen oder beim Campieren auf die Leinwand. Dann gibt es Telefonate, in denen die Therapeutin herausfinden will, warum ein Patient nicht erscheint, was mit ihm los ist. Die Informationspolitik des Lagers sei in den letzten Jahren deutlich restriktiver geworden bis hin zur Infoblockade, ist bei einem Gespräch mit einer anderen Helferin zu erfahren.

Immerhin kümmern sich die Australier intensiv um die Wanderung der roten Krabben, die eine Straße überqueren müssen; da gibt es partielle Fahrverbote oder Esme lotst im Slalomkurs und indem er vorneweg Krabben aus dem Weg schiebt, einen Konvoi von Autos durch den Krabbenparcours.

Vielleicht wird Australien irgendwann wie um die Krabben sich auch um hilfsbedürftige Menschen kümmern, bevor diese im KZ Selbstvestümmelungen oder Selbstmordversuchen begehen.

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