Das Kapital im 21. Jahrhundert

Viel Input – wenig Kino.

Regisseur Justin Pemberton möchte nach dem Drehbuch von Thomas Piketty die ganze Welt des Kapitalismus in zwei Stunden erklären. Er beweist: das ist too much, das ist nicht machbar. Als Bildmaterial für seine Montage verwendet er Unmengen an Schnipseln, die durch die reine Zahl den Eindruck der Beliebigkeit oder eines nicht allzu gründlichen Studiums erwecken, aus Spielfilmen aller Epochen, aus Archivmaterial und dazwischen kommen ganz groß im Bild vor stehender Porträtkamera mit graphisch-architektonischem Hintergrund erstklassig geschminkte Fachleute von Thomas Piketty selbst bis zum Nobelpreisträger Stieglitz zu Wort und reden uns die Ohren voll.

Der Film suggeriert Systematik durch die Geschichte, fängt aber irgendwo in Frankreich zu Adelszeiten an, geht über die französische Revolution, bringt Ausschnitte aus dem Marx-Engels-Film (deren Zeit in Frankreich), geht weiter zur industriellen Revolution, erster Weltkrieg, Belle Epoque und Konsum (Mode, Weihnachtsgeschäft) als wirtschaftliche Impulsgeber, Inflation, Nazizeit, Zweiter Weltkrieg, Wiederaufbau,, soziale System, das Aufkommen einer breiten Mittelschicht, überdimensioniert kommen Reagan und Thatcher vor, dann Clinton mit seiner verhängnisvollen Deregulierung der Banken, die darauf folgende Finanzwirtschaftsblase, die Steueroasen und Weltkonzerne als Steuerflüchtlinge, die Zeit neuen Reichtums und desssen Erben die verglichen wird mit der sozial undurchlässigen Adelszeit, Immobilienassets und das Moralschlusswort von Piketty, dass es schon werden wird, wenn die Politik das Kapital zügle und es mehr besteuere, was dann doch ein recht pauschaler Satz ist.

Dazwischen finden auch die Bürgerrechtsbewegungen Erwähnung, der Ölpreisschock und die autofreien Sonntage. Das wirkt beliebig, weil Pemberton und Piketty am liebsten alles erklären wollen und vor lauter Ambition im Wust der Bilder untergehen.

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