Get Lucky – Sex verändert alles

Vielleicht ist es ja richtig, aus dem heiklen Thema Aufklärung einen kruden Mixfilm zu machen aus Sommercamp, Dildo-, Mösen- und Gummikunde für Teens, diese dann wiederum von deutlich älteren Semstern in den 20ern, was sich besonders bei den Männern in wohligen Bauchansätzlein zeigt, darstellen zu lassen, und die doch delikate und möglicherweise mit persönlicher Scham verbundenen Themen, die in der Öffentlichkeit und in der Schule – und oft auch in der Familie – nicht leicht zu vermitteln sind, in der Anonymität eines dunklen Kinosaal vorzuführen, wo nicht unbedingt sichtbar wird, wenn einer oder eine errötet.

Und gleichzeitig, um Distanz herzustellen, um dem Thema seinen gravierenden Ernst zu nehmen, auch die Idee von großem Kino directemang, gröber und burschikos zu zerhacken; nichts darf perfekt sein bei diesem Thema, alles Perfekte wäre Lüge. Und, wie der Zusatz zum Titel auch sagt: Sex verändert alles.

Vielleicht ist es aus all diesen Gründen auch richtig, in so einem Film manche Themen, wie Verhütung, Reizung der Klitoris geradeheraus und en Detail wie Schulstoff zu präsentieren.

So hält es Ziska Riemann (Conny Plan – The Potential of Noise), die mit Madeleine Fricke und Oneil Sharma auch das Drehbuch geschrieben hat. Da könnten Passagen aus einem Ratgeber zum Anbandeln stammen oder die Jungs machen, im Dunkeln am Strand, während die Mädels am Lagerfeuer sitzen, in einer Reihe stehend einen Wichswettbewerb, wer weiter abspritzt.

Zudem, um noch direkter zum Thema zu kommen, sind die Protagonisten-Jungs- und -Mädels bei einer Frau auf der „Jungeferninsel“ untergebracht, bei Ellen (Palina Rojinski), die Sexologin ist und ausgerüstet im Hinterzimmer wie ein Pornoladen.

Auch auf Anbandel-Inschriften im Dixie-Klo am Strand wird nicht verzichtet („Zungenakrobat sucht Schlangenbeschwörerin“ mit Telefonnumer) noch auf die Angebotspalette einer Intimfrisöse.

Vielleicht ist es richtig aus diesem „Schmutz“-Thema einen solch unverblümten Themenfilm zu machen, ohne Anspruch auf zwingende Story, auf genaueres Eingehen auf die Charaktere oder tiefere Konflikte.

Vielleicht ist es aus diesen Gründen richtig, einen expliziten Zielgruppenfilm zu machen ohne Rücksicht auf cineastische Verluste, da es sich um ein Gut zum einmaligen Verbrauch wie bei einem Kondom handelt. Denn jeder Jahrgang Heranwachsender hat seinen eigenen Coming-of-Age-Film; nur die wenigsten überleben die erste Spielzeit. Wer das alles allerdings längst durchgeseucht hat, sieht sich eher mit einer eher zähen, humor- wie talentfreien Kinorei mit fettem pädagogischen Zeigefinger konfrontiert.

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