Liberté

Eine Nacht voller Schweinekram in verdorbenen Wäldern.

Klassisch: Einheit von Ort, Zeit und Handlung. Der Ort ist ein kleines Stück Studiowald, die Zeit ist eine Nacht, die Handlung, hm, was ist die Handlung?

Auf diesem Waldstück stehen drei Sänften ohne Pferde. Ein Grüppchen europäischer Adeliger verschiedener Provenienz mit Lakaien ist auf der Flucht vor dem französischen König. Sie erhoffen sich Hilfe vom Preussenkönig. In einer Sänfte sind drei Frauen, aus einem Konvent entführte Damen.

Die Geschichte? Hat Albert Serra mit Der Tod von Ludwig XIV schon eine spannende Nacht am Rande der Perversität im Schlaf- und Todeszimmer vom Franzosenkönig Ludwig XIV inszeniert, so packt er hier noch ein Scheit Dekadenz drauf.

Das Spannungsmoment der Macht, die am Hofe die Ärzte nur flüstern ließ, fällt hier im Wald weg. Hier ist das Warten auf den Tod genereller oder existentieller, da der Tod nicht konkret in Sicht ist. Eine gewisse Gefahrensituation wird behauptet, aber der Ort im Wald scheint vorerst sicher. Warten auf das Abspritzen mit der perversest möglichen Lust als Ersatz für das Warten auf den Tod, vielleicht.

Serra füllt den Film mit dem Treiben dieser Menschen in dieser Nacht auf diesem kleinen Studiowaldstück, alles düster.

Erst gibt es eine schauderhafte Erzählung von Folter und Vierteilung eines Damien, der versucht habe, den König zu ermorden, grauslich detailliert. Von drei Frauen ist die Rede, die diesen Qualen gebannt zugeschaut hätten und die den Menschen im Wald weiterhelfen könnten.

Gröberen Schweinekram bietet anschließend die Anleitung zur Herstellung einer Salbe aus Pisse und Kot, die der Patientin eingeflößt werden müsse.

Dann verstummt die Nacht. Die Herren und auch ihre Lakaien in ihren höfischen Kostümen mit den Perücken und den weißen Kniestrümpfen treiben sich schleichend, lauschend, schauend, wartend im Wald herum („Das sind wahre Männer“). Das Waldstück wird zur schwulen Cruising-Aerea, alles sehr langsam, erst andeutungsweise, dann konkreter.

Eine Rolle spielt auch die Beobachtung des Geschehens oder das Belauschen von (seltenen) Gesprächen.

Später kommen die Frauen als Objekt von Sadismus oder der Begierde ins Spiel. Der Film artet in Schweinekram pur aus. Die Nacht will nicht enden. Die Menschen werden nicht müde. Und noch ein Geschlechtsteil herausgekramt. Und wenn es regnet, ziehen sich die Triebmenschen in die Sänften zurück – und machen dort weiter, querbeet.

Bild einer tierischen Menschheit, triebgesteuert. Gesprochen wird blasiert. Negativbeschreibung der menschlichen Freiheit, resp. exzessive Negativschilderung der menschlichen Freiheit..

Süße Lust: die Nonnen sollen Qualen erleiden, wie der von ihnen verehrte Jesus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert