Kursk

Cleane Sicht auf uncleane Dinge.

Thomas Vinterberg wirft einen cleanen Blick auf die unsauberen Ding rund um den Untergang des russischen U-Bootes Kursk um 2000 in der Barentsee. Das Drehbuch hat Robert Roda nach dem Sachroman von Robert Moore geschrieben nach dem bewährten Muster für Katastrophenfilme.

Erst zeigt er seinen Helden Mikhail (Matthias Schoenaerts) in privater Umgebung, seinen Buben, der nicht ins Bett will, seine schwangere Frau Tanya (Léa Seydoux) und die Vorbereitungen zum Tauchgang der Kursk im Rahmen eines großen, russischen Militärmanövers.

Der Film ist eine belgisch-luxemburgische Produktion mit einigen deutschen Schauspielern. Matthias Schweighöfer hat eine kleinere Rolle als Pavel, der heiratet, auch das gehört zur Schilderung der heilen Welt vor der Katastrophe. Bei der Hochzeitstafel guckt er einen Moment ganz versonnen in die Kamera. Kurz vor der Katastrophe, die sich bald schon anbahnt, steht er etwas verloren zwischen den Torpedos, von denen einer eine Tendenz zur Überhitzung zeigt. Er empfiehlt seinem Vorgesetzten den sofortigen Abschuss. Aber die Vorschriften sind noch nicht erfüllt. Clean-unclean wird das abgelehnt.

Die Explosion in vielleicht 80 Metern Tiefe folgt Sekunden darauf. Unclean sind nicht nur die Reaktionen der russischen Vorgesetzen, jetzt, wo es um dem Umgang mit dem Unglück geht. Ein Teil der Mannschaft lebt ja noch, kann sich in einen sicheren Teil des U-Bootes zurückziehen.

Unclean ist auch der Zustand der gesamten russischen Marine. Das Rettungsboot kann mehrfach wegen undichter Ventile nicht andocken.

Gegen das Need der Cleanness dreht Vintenberg hysterische Momente im U-Boot mit heftig wackelnder und umherschweifender Kamera, lässt die Leute wild durcheinander schreien und schnaufen.

Die Westmächte zeigen sich vorbildlich, wie das Ausmaß der Katastrophe gegen die Vergeheimnisserei des russischen Militärs durchsickert. Sie bieten umgehend unkomplizierte Hilfe an. Wenn sie das im Mittelmeer bei Ertrinkenden auch so täten, wäre die Welt ein Stück besser. Insofern macht sich der Westen mit dem Film ein klitzekleines Bisschen was vor.

Mit einer zweimaligen Bildformatveränderung will Vintenberg kontrapunktisch auf die Enge des U-Bootes hinweisen. Im Moment, wo es abtaucht, weitet sich die Leinwand auf Breitformat und im Moment der Feststellung „Keine Überlebenden“ zieht sich das Format wieder auf das anfänglich schmalere zusammen.

Max von Sydows Kopf eignet sich hervorragend zur Zementierung des Bildes eines russischen Militärbetonkopfes.

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