Lebenslinien: Miroslav Nemec – Der Tatortkommissar und Ich (BR, Montag, 24. Juni 2019, 00.00 Uhr)

Psychogramm eines Erfolgreichen, Zerrissenen.

Aus Statements und anderen lebenslinientypischen Dokuverfahren wie Ortsbegehungen und BR-Schnipsel sowie Democlips vom Protagonisten als Musiker montiert Birgit Eckelt unter der redaktionellen Obhut von Zwangsgebührentreuhänderin Christiane von Hahn das groteske Psychogramm eines Erfolgreichen und Zerrissenen zugleich, von BR-Tatortkommissar Miroslav Nemec.

Statements sondern ab: der Kommissar selber, Rita Russek, ehemalige Lebensgefährtin, Gerhard Hinz, Jugendfreund, Gerwin Eder, Jugendfreund, Branko Becejac, Cousin, Udo Wachveitl, Schauspielerkollege „Tatort“, Amelie Hartwig, Miroslavs Ziehtochter, Janina Hartwig, ehemalige Lebensgefährtin, Karin Nemec, Ehefrau.

Die notorischen Ortsbegehungen führen nach Ex-Jugoslawien, Zagreb, Istrien und nach Freilassing. Fotos aus den Familienalben und Musikerauftritte (einmal mit höflichem Publikumsapplaus, einmal mit kaugummikauender Ehefrau in der ersten Reihe) ergänzen dieses Psychogramm.

Die Psychogrammwirkung dieser besonderen Montage dürfte eher zufällig zustande gekommen sein und dem Umstand geschuldet, dass speziell Nemec seine Statements so abgibt, als sage er im Kriminalverhör aus oder als spreche er zu seinem Psychiater. Nie holt die Dokumentaristin auch nur einen ansatzweise persönlichen Ton aus ihm heraus. Hinzu kommt, dass des Protagonisten Drang, diese Dinge endlich öffentlich zu Protokoll zu geben, enorm stark sein muss, es scheint, ihm liege daran, dass alle Welt sein Schicksal erfährt.

So ergibt sich – durch einen Unfall quasi – für das doch arg abgelutschte und zum billigen Promi-PR-Vehikel verkommene Format „Lebenslinien“ unverhofft eine spannende Perspektive, wenn das, was hier zufällig passiert ist, zur Methode erhoben würde, so könnte die Verschnarchtheit Lebendigkeit weichen.

Vermutlich jedoch hat die Redaktion keinerlei Interesse, die ausgefahrenen Gleise, wie im Vorspann zu sehen, zu verlassen, weil bei solchen Sendungen um Menschen immer noch weniger Zuschauer wegzappen als bei anderen Formaten, wodurch der BR viel Legitimation sich zugute hält.

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