Avengers: Endgame

Heimwerkerkino.

Dieser Film von Anthony und Joe Russo nach dem Drehbuch von Christopher Markus, Stephen McFeely + 3 legt doppelt Zeugnis ab vom ewigen Existenzkampf des Menschen.

Zum einen als die Geschichte von Tony Stark und seiner Avengers-Mannschaft im Kampf gegen das Böse mit dem Ziel am Schluss sagen zu können: wir haben gewonnen.

Aber auch als Schmauchspur des harten Kampfes in Hollywood um die Topposition im Abspann. Hier kommen die wichtigsten Namen nicht zuerst wie üblich, der Film legt seinen Weltstars einen schier orgiastischen Abspannteppich aus mit einem Who-is-Who der Namen Hollywoods, für jeden einen größeren Auftritt, für jeden mehr Spezialerwähnung, dass sich der Kotau schier überschlägt. Aber der Top-Name, also derjenige, der zuletzt kommt, soll hier nicht gespoilert werden.

Hollywoodhierarchien. Die bemessen sich nicht an Kunst, die bemessen sich an Einspielergebnissen. Diese wiederum sind eine Folge gnadenlosen Kalküls und ebensolcher Kundenfreundlichkeit. Der Kunde ist der Held. Der Film ist nah am Alltag des gemeinen Mannes. Eine kleine Farm, Landleben, Familie. Die Eskapaden der Avatar sind kompensatorischer Natur.

Die Avengers müssen die Pleite vom letzten Film (die halbe Welt zertört) verdauen, womöglich ungeschehen machen. Sie verstehen sich auf Zeitreisen. Die Kundenfreundlichkeit, die von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist, zeigt sich darin, dass die Zeitreisegeräte näher bei Heimwerkermarkt angesiedelt sind als in futuristischen Hightechgefilden (diese kommen trotzdem zur Genüge zur Geltung), dass das richtige Rumpelgeräte sein können – was Anlass zu Spielereiszenen gibt, die wiederum die begrenzte Macht des Menschen über die Maschinen köstlich demonstriert.

Die Zeitreisetechnik ist dem Film eine eigen Flachsszene wert, zu diskutieren, ob es möglich sei, in der Zeit zurückzureisen, um die Zukunft nachträglich noch zu verändern, zu beeinflussen. Wobei der Diskurs sich vor philosphischen Untiefen aus Gründen des Entertainments herummogelt.

In seiner Machart ist der Film vorzüglich verfugt, wie bei sorgfältigem Heimwerk eben, nie wird der Bezug zur kleinen Alltäglichkeit aus den Augen verloren, ob es sich um das Herrichten eines Sandwiches oder um eine bei einer Zeitreise verloren gegangene Unterhose handelt. Auf die Familie als den Urquell menschlichen Glücks, Seins und menschlicher Bestimmung wird regelmäßig verwiesen, sowieso in der Rahmenhandlung. Damit der Kunde andocken kann.

Das Hauptcorpus des Filmes ist gefüllt von Zeitreisen, die die Avengers unternehmen müssen, um Power-Steine (der Macht, der Seele etc. ) zusammenzubringen, die ihnen die Macht zur rückwirkenden Veränderung des Schicksals geben soll; Motto: 6 Steine, 3 Teams, 1 Shot.

Dann geht es auf eine gewaltige, apokalyptische Endschlacht zu, mit dem Ziel, den Satz „we won“ artikulieren zu dürfen. Darnach wird dem Film ganz rührselig und melancholisch, wie er die verschiedenen Handlungsstränge in Richtung Endbild bündelt.

Auch des Kunden Problem mit der Größe wird bedient; dazu kommt das Riesenelement und das Winzlingselement zum Zug – welcher Mensch erlebt es nicht, dass er sich klein vorkommt und dass er gerne ein Riese wäre – oder auch mal umgekehrt. Mit diversen Monstern wird des Menschen Geisterbahnsehnsucht erfüllt und auch der starke Arm spielt eine Rolle. Momente von Folksmusik bedienen – kundenfreundlich – ein volkstümliches Element.

Nah am Alltag. „Let’s go get this sort of a bitch“. „He is an idiot“. „We won“.

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