Beach Bum

Moondog (Matthew McConaughey) ist ein Poet, ein Hippie in einer Zeit, als Dichter ihre Texte noch auf mechanischen, Portablen (wie Woody Allen bis heute) geschrieben haben. Die hat Moondog immer dabei. Er lebt im Exzess im subtropischen Paradies, Blumenhemden, Shorts, lange fast weiße Haare, er ist Vater einer Tochter, Heather (Stefania LaVie Owen) und verheiratet mit der superreichen Minnie (Isla Fisher).

Moondog ist dieser Typ, der ständig high ist, ständig auf der Suche nach Liebe, nach Erotik, er lebt sein Leben; beamtetes Sekundärleben ist bei ihm nicht vorstellbar; er steht ständig unter Strom. Seine Frau drückt großzügig ein Auge zu; sie selbst vergnügt sich mit Captain Wack (Martin Lawrence) während der langen Abwesenheitsphasen, in denen der Autor nichts zustande bringt.

Was ist große Dichtung? Der Film von Harmony Korine (Spring Breakers) gibt eine flachsend-eskapistisch-radikale Antwort darauf. Während wir das ernste Bild des asketisch-armen Poeten lieben, nimmt Harmony Korine es auf die direkt materialistische Weise: der Poet ist reich im materiellen Sinne, Reichtum heißt, tun und lassen können was einer will, auf Yachten, in Villen, in einer angenehmen Klimazone und auch in Liebesdingen.

Es gibt aber auch das einsame Bild von Moondog: er findet eine Albino-Katze und mit ihr ist er oft allein.

Dieses künstlerische Ausleben mit Koks und Frauen und anderen Drogen wird unterbrochen durch die Heirat seiner Tochter. Auch hier zeigt Moondog, dass ihn gesellschaftliche Regeln nicht interessieren. Das ist seine Interpretation von der Freiheit des Dichters, das tun, wonach ihm ist, jemanden zu umarmen oder einem anderen Mann ans Geschlecht fassen, neugierig, was sich da so tut.

Der Dichter ist frei. Das bewundern wir am Dichtertum: dass es mit der Sprache eine Freiheit beweist, die uns fasziniert, mit einer Sprache, die keine Konzessionen macht, die keine Rücksichten auf einen Anstand oder Formalitäten oder gesellschaftliche Regeln nimmt, die den Nagel auf den Kopf trifft. Insofern eine amüsante Bebilderung von Poetentum.

Aber in Moondogs Leben gibt es einen Einschnitt: seine Frau stirbt und das Erbe wird ihm vorenthalten, bis er sein Buch geschrieben hat. So ist er ein Rausgeschmissener. Erst sinnt er auf Rache, zerstört mit einer malerischen Gruppen von Obdachlosen das Mobiliar, findet aber schnell Gefährten und Abenteuer, lebt weiter wie bisher, eben mit anderen Menschen und anderem Komfort, ein Abenteurerleben.

Und wie frei der Poet ist, das zeigt er in dem Moment, wo er an die vielen Millionen kommt, so dass ganz am Ende ein beinah rührendes Bild über einen Poeten den Schlusspunkt bildet. Er sei von einer anderen Dimension, heißt es über ihn. Wohl wahr, wohl wahr. Abenteuerlicher Fieldtrip durch verschiedene Stationen. Moondog über sich: die Welt habe sich verschworen, ihn glücklich zu machen.

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