The Hate U Give

Heldenmomente.

Vermutlich bedarf es vieler Heldenmomente, bis eine Emanzipations- oder Befreiungsbewegung einen Fortschritt in der Gleichbehandlung des Menschen erreicht.

Hier im Film von George Tillman Jr. nach dem Drehbuch von Audrey Wells nach dem Roman von Angie Thomas geht es um das immer noch heftig schwelende und immer wieder in Gewalt ausbrechende Rassismus-Thema in den USA, das auf die Sklaverei zurückgeht und neulich auch in Frederik Wisemans Film Ex Libris: Die New York Public Libraray deutlich wurde.

Viele Heldenmomente kommen in diesem Film vor, der die Grundspannung aus dem Kontrast zwischen dem weißen College Williams School und dem Schwarzen-Quartier (oder auch „Ghetto“ in ihrer Diktion) Garden Heights bezieht. Diese wird in der Identitätspaltung der Schülerin Starr Carter (Amanda Stenberg) sichtbar. Ihre Eltern Lisa (Regina Hall) und Maverick (Russell Hornsby) schicken sie auf diese Schule, damit sie bessere Startbedingungen fürs Leben bekommt.

Vater Maverick betreibt einen kleinen Laden. Auf dem College spielt Starr, die der Vater extra nach dem Wort Star im Sinne von Stern, der leuchtet, benannt hat, die makellos angepasste Weiße, hat weiße Freundinnen.

Der Film fängt an mit einer Verhaltenslektion des Vaters an seine drei Kinder, es gibt noch einen älteren und einen jüngeren Bruder an. Die Maxime heißt: keine Provokationen, bei Polizeikontrollen sofort die Hände auf den Tisch, sich den Regeln anpassen und bei Ungerechtigkeiten alle Mittel ausschöpfen, ausgeschlossen aber ist Gewalt.

Starrs Buddelkastenfreund ist Khalil (Algee Smith), „der braunhäutige Moses“. Auf dem College ist ihr Freund Chris (K. J. Apa), ein makellos perfektes, weißes Anzugsbürschchen.

Nach einer Party, in der Starr ihren Jugendfreund Khalil wieder trifft, kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall mit der Polizei. Khalil hat zuhause nicht die Beherrschung gelernt wie Starr. Das kostet ihn das Leben. Dieser Vorfall wird von George Tillman dramaturgisch voll ausgereizt in der konsequenten Abfolge von Ereignissen, die auf so einen Tod eines Schwarzen durch einen weißen Polizisten in den USA unerbittlich – wie ein Mechanismus – ihren Lauf nehmen.

Diese setzen die Protagonisten immer wieder in Konfliktsituationen, ob sie sich zu einem Heldenmoment entscheiden oder ob sie schweigen. Wobei der Heldenmoment favorisiert wird. Aber, um Leben zu retten, meint Maverick, muss man auch sein Leben riskieren.

Für Starr stellt sich die Frage, ob sie bereit ist, als Augenzeugin vor einer Grandjury auszusagen oder später, bei einer Demo auf ein Autodach zu steigen und mit dem Megaphon in der Hand zur Menge zu sprechen. Dabei fällt der Satz, dass so ein Megaphon schwerer wiege als eine Waffe. Die Macht der Worte. Ein wichtiger Beitrag auch generell zum Thema, wie Gewaltspiralen durchbrochen werden können, denn, was die Gesellschaft einem Kind antut, das gibt dieses ihr später zurück.

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