Robin Hood

Repertoire-Kino für den saisonalen Gebrauch mit Anpeilung eines Zielpublikums wie H&M beispielsweise: junge Hipster, alles nicht zu ernst nehmen, trendy sein, eine lockere Sprache sprechen und nicht zu verbissen, Schmunzelmöglichkeit lassend und dabei die Story nach anfänglicher Einstimmung mit Romantic-Love und jeder Menge Pfeil- und Bogen-Action, die den Orient so glaubwürdig herstellt, wie er in eine Schaufensterauslage passen würde, nicht historische Stimmigkeit interessiert, das Anschnipsen der Ideen, und dann das Drehbuch solide entwickelt.

Der Held Lord Robin of Laxley (Tagerton Egerton) als netter junger Mann, romantisch veranlagt, könnte Werbung für jedes Rasierwasser oder jeden Fetzen von Trendtextilien machen. Er verliebt sich in die makellose Schönheit Marian (Eve Hewson) – auch sie könnte eine Schaufenster- oder Modewerbungsschönheit sein.

Dann Siegel auf eine Order. Ab in den Kreuzzug heißt es für den Lord. Renommierte Kritiker mögen da bereits aus dem Kinosaal geflüchtet sein, bei der Quasi-Belanglosigkeit und der Ehrgeizlosigkeit der Performance (lediglich Spaß um des Spaßes an der unbedarften Erzählerei willen).

Der junge Lord wird mitten in den Kämpfen Zeuge einer brutalen Ungerechtigkeit. Little John (eine lockere Übersetzung seines arabischen Namens; Jamie Foxx) wird Zeuge, wie sein Sohn gezielt getötet wird. Robin wird dafür, dass er sich gegen die Ungerechtigkeit ausspricht, zurück in die Heimat geschickt.

Zurück in der Heimat in Nottingham, hat der Sheriff (Ben Mendelsohn) die Macht an sich gerissen; – es sind einige Jahre ins Land gegangen, seit Robin auf Kreuzzug geschickte wurde. Robin ist inzwischen für tot erklärt worden.

Marian ist mit Will (Jamie Dornan) zusammen. Die beiden agieren im Untergrund zusammen mit Bruder Tuck (Tim Minchin) gegen die Ausbeutung der Leute von Nottingham, die alle in die Minen vertrieben worden sind.

Little John und Robin finden zusammen, spannen zusammen. Erst coacht John, dessen einer Arm nur noch ein Stumpf ist, Robin zum exzellenten Bogenschützen. Erst geht es darum, der korrupten Obrigkeit das Geld zu stehlen. Im Laufe dieser Aktionen stoßen Robin und seine Mitstreiter darauf, wie korrupt der Sheriff mit der Kirche zusammenarbeitet und wie die sogar das eigene Land an die Araber ausliefern. Unwillkürlich denkt man an Saudi Arabien – und wie der Westen jetzt halbherzig auf die offenkundig von höchster Stelle dort befohlene Tötung des Kritikers Kashoggi reagiert. Wie der falsche Respekt vor dem Geld bis tief in die Hirne unserer Politiker hinein festsitzt.

So ganz weit weg ist dieser Streifen von Otto Bathurst nach dem Drehbuh von Ben Chandler und David James Kelly gar nicht von unserer heutigen Realität. Nur, dass der Widerstand nicht mehr mit Pfeil und Bogen passiert.

Die deutsche Routine-Synchro ist von der Attitüde des Filmes her genau angemessen, auch wenn sie für denjenigen, der Originalfassungen vorzieht, anfangs extrem gewöhnungsbedürftig ist. Die Blockbuster-Monumentalmusik wirkt wie ein Modeartikel, genauso wie die Wackelkamera bei den Kämpfen, die Dramatik insinuieren soll. Gute Stimmungsmacher sind die häufig flammenden Verpuffungen über ganz Nottingham verteilt. Immer im Sinne einer attraktiven Schaufensterdekoration. Der Fun der Macher in Telling exactly this story ist nicht in Abrede zu stellen, wobei sie auch größzügig sich bei den Computertricks bedienen (auch wieder im Sinne der Schaufensterdekoration).

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