Manaslu – Berg der Seelen

Kein Vorbild.

Bestens in Erinnerung von Gerald Salmina ist der Film Streif: One Hell of a Ride. Das war eine aufregende Montage von Dokmaterial und Nachfragen.

Jetzt hat sich Salmina für das Porträt des Extrembergesteigers Hans Kammerlander für einen anderes Modell von Kinofilm entschieden. Kammerlander steht im Heute in der Sprecherkabine eines Tonstudios, vor ihm zwei formschöne, hochprofessionelle Mikros. In diese hinein erzählt er aus seinem Leben.

Salmina hat dazu nachillustrierende Szenen gedreht und schneidet die dazwischen. Das schildert das Leben der Bergbauernbuben Hans, der zuhause mit anpacken muss. Man sieht ihn mit Vater, Mutter und Geschwistern bei der Heuernte an steilen Abhängen, beim Melken oder beim Abransport von gefällten Baumstämmen.

Man sieht seine erste Begegnung mit Bergwanderern, die ihn nach dem Weg fragen. Er schleicht ihnen nach. Es folgt eine süße Gipfelszene, wie das Paar ihn entdeckt und ihm einen Apfel anbietet.

Er schildert, wie ihn sein älterer Bruder das erste Mal auf eine Klettertour mitnimmt und dass er bald die ganzen Gipfel der Umgebung erklimmt – und entdeckt, dass die Welt dahinter noch nicht zu Ende ist.

Es folgt die Begegnung mit Reinhold Messner, es folgen berühmte 8-Tausender, all die Sensationserfolge, die er und mit dem Doppelachtausender zusammen mit Meßner geschafft hat. Auch von diesen Geschichten werden Szenen nachgestellt und gespielt, Biwak-Szenen, Halluzinationsszenen, Umkehr-Szenen, Am-Ende-der-Kräfte-Szenen, Absturz-Szenen, Szenen, die an toten Kletterern vorbeiführen, Szenen, in denen er gleich beide Begleiter verliert – und die Werbepickerl auf den Ausrüstungen immer fett im Bild.

Es werden, da wird es schwierig, Szenen nachgestellt, in denen Menschen vom Tod ihrer Geliebten erfahren, weil sie Opfer ihrer Bergleidenschaft geworden sind. Nach einem Statement von Kammerlander ist die Todesrate in seiner Kletterkategorie extrem hoch, weil zum Können und zur Ausdauer immer auch das Glück mitspielen muss.

Durch diese Art des Zusammenschnittes von Tonstudio und Nachillustrationsszenen wirkt der Film allerdings länglich und bemüht, das dürfte den Publikumskreis auf eingefleischte Bergfexe und Extremklettereibewunderer einschränken. Diesen Eindruck kann auch der Versuch mit wilden Effekten-Montagen dazwischen nicht beseitigen.

Auch die planlos dazwischen geschnittenen Drohnenaufnahmen tragen wenig zur Spannung bei. Noch beruhigender wirkt die wie eine Borte in einer Stickerei immer wieder dazwischen montierte Arbeit von tibetanischen Mönchen an der Herstellung eines Quadratmeter großen Weltenrades mittels filigranen Streuens bunter Körnchen. Das verlängert den Film deutlich. Am Schluss wird dieses Weltrad auch noch, als sei nichts gewesen, weggewischt. Erschwerend kommt hinzu, dass Kammermeier wegen einer Alkoholfahrt im Auto mit Todesfolge kein Vorbild sein kann.

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