Mary Shelley

Biopic über die Autorin von Frankenstein, Mary Shelley (Elle Fanning). Umso mehr ist der Film ein Frauenemanzipationsfilm, als die Regisseurin, die mit Emma Jensen auch das Drehbuch geschrieben hat, Haifaa Al-Mansour ist, die aus Saudi-Arabien stammt und den dort wohl ersten Kinofilm heimlich gedreht hat: Das Mädchen Wadjda.

Die Drehbedingungen ihres Spielfilm-Erstlings scheinen ihr noch in den Knochen zu stecken – dort wird ein saudisches Tabu gebrochen: es geht um ein Mädchen, das unbedingt radfahren möchte.

Erst jetzt unter der treibenden Energie von Kronprinz Mohammad bin Salman sollen Kinos in Saudi Arabien erlaubt werden. (Bin Salman ist jener Scharfmacher, der mit seinen Kriegsgelüsten und mithilfe von Waffen auch von uns den Jemen an den Abgrund einer humanitären Katastrophe stürzt und zugleich jener skrupellose Politiker, der kürzlich in der saudischen Botschaft in Istanbul seinen Kritiker und Landesbürger Kashoggi hat kaltblütig ermorden und die Leiche auf diplomatischen Kanälen entsorgen lassen, zumindest deuten inzwischen vielerlei Indizien daraufhin).

Wer aus so einem Land kommt, kann sich seiner Haut nicht sicher sein, erst recht, wenn er oder sie schon einen Film gedreht hat, der gegen die Unterdrückung der Frau agiert. Das kann eine Erklärung für die Erzählweise in diesem Film sein (es umfasst die Zeit, kurz bevor Shelleys Vater die 16-jährige Tochter nach Schottland schickt bis zu ihrem Outing als Autorin des erst unter Pseudonym erschienenen Frankenstein).

Haifaa Al-Mansour blättert den Bilderbogen dieses Leben in großer Hast, beinah in Atemlosigkeit durch, so sehr, dass kaum Zeit für Lichtsetzungen in den Szenen blieb. Gleichzeitig scheint es, rafft sie in großer Eile so viele Zitate wie möglich zusammen und steckt sie in die Dialoge, um ein Maximum an literarischer Substanz reinzpacken, als ob sie in letzter Minute eine nahrhafte Stulle für einen langen Weg (Fluchtweg vor den Häschern?) in ein dickes Butterpapier einwickelt.

Die Zitate stammen nicht nur von Mary Shelley, auch von ihrem vorerst berühmteren Ehemann Percy (Douglas Booth) oder von Lord Byron (Tom Sturridge), der das Ehepaar und die Jugendfreundin Claire (Bel Powley) nach Genf eingeladen hat, oder auch von ihrem Vater William Godwin (Stephen Dillane).

So scheint auch für die Arbeit mit den Darstellern wenig Zeit geblieben zu sein, kein großer Nachteil bei dem guten Kaliber an Schauspielern und ihrem erstklassigen Handwerk (wobei allerdings die Darsteller sowohl von Mary als auch von Percy Shelley deutlich älter sind als im Film angegeben).

Mit Zitaten gespickte Nachillustration. Wie andere, kürzliche Biopics von Autoren, erzählt auch dieses hier primär den Weg der Werdung des Autors. Bemerkenswert ist auch der Henri Füssli zugeschriebene Einfluss. Ein weiterer Tippgeber für die Gestaltung des Films scheint die Stimmungsbeschreibung „trostlose Novembernacht“ gewesen zu sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert