Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen

Wie eine heftige Windhose zischt es einem diesen magiegetränkten Bildersturm um die Ohren, um die Augen, um den Kopf, ums Hirn. Das vermittelt einem das Gefühl, zwei Stunden unter einer Föhnhaube beim Haarschneider verbracht zu haben. Dann tauchst du drunter hervor und fragst dich, was war das jetzt, ist etwas bis zu deinem Geist vorgedrungen? Oder war das lediglich eine Übung in Eskapismus mit allerminimalster Storyfundierung, so dünn, dass wir auf den Versuch der Rekapitulation gleich ganz verzichten.

Auf diesem verdünnisierten Storygrund werden in sich immer wiederholender Gleichförmigkeit magische Effekte produziert, vom Zauberstab über das Zauberköfferchen bis zum begehbaren Denkmalsockel. Und dies mit den ewig gleichen, jetzt noch einigermaßen (computer)modernen Verwandlungen und Transformationen. Diese lassen einen die Leinwandakteure eventuell beneiden um diese Fähigkeit, die man selber gerne ab und an an manchen Zeitgenossen ausprobieren möchte.

Dieser Magic-Zirkus spielt abwechselnd in Paris und London. Wenn ihnen am einen Ort nichts mehr einfällt, wechseln sie über den Kanal, wenn ihnen bei einer Szene nichts mehr einfällt, wird eine Figur verwandelt, weg- oder herbeigezaubert.

Nebst den Menschendarstellern gibt es noch animierte Figuren, vom kleinen, grünen Grashüpferzweiglein, bis zum Pelikanbiber oder was auch immer bis zum riesigen Animationsungeheuer.

Die Darsteller spielen diszipliniert und recht gefplegt, wenn nicht gerade weggenuschelt. Sie haben ordentliche Kostüme wie vom Maßschneider, sie haben Umfangsformen und stehen für die Dialoge gerne gut stramm vor einem Green Screen.

Die Settings sind hochklassisch, Burgen und Jugendstil-Eisenkonstruktionshallen oder auch grüne, hügelig-wellige Landschaft.

Der Film spielt im frühen 20. Jahrhundert. Der Wechsel von Bildern und Motiven ist rege, so dass der Zuschauer nicht dazukommt, auszubüchsen, gar an seinen eigenen Alltag zu denken. Wobei er just hier ein übers andere Mal Parallelwelten serviert bekommt, wie sie ihm womöglich von seiner entfremdeten Arbeit bestens vertraut sind. So besehen, das Kino vielleicht doch mit Spiegelfunktion?

Grindelwald (Johnny Depp) ist eindeutig als Bösewicht angezogen und hergerichtet, so dass er weiter nicht viel dazubeitragen muss.

Die Produzenten vertrauen ihrem Rezept, dem Regisseur David Yates (Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, Legend of Tarzan) und der Autorin J.K. Rowling offenbar blind, so dass bei IMDb bereits die Folgen 3, 4 und 5 als in der Mache angekündigt werden. In zweijährigem Rhythmus sollen sie ins Kino kommen. Offenbar haben wir es mit einer mächtigen Geldmaschine (mit Zauberkräften?) zu tun.

Einmal wird das eh schon düster gezeichnete Paris noch mit schwarzen Planen in der Nachfolge von Christo verpackt, ein schöner Effekt.

In den Dialogen sind ab und an Sätze zu den existentiellen Themen von Liebe, Glück und der Frage nach der Identität eingestreut. Auf der Leinwand bewegt sich viel, bei mir im Kopf bewegte sich wenig.

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