Charles Dickens – Der Mann, der Weihnachten erfand

Mit irrem Erzählschwung und mit nicht zu bremsender Begeisterung stürzt sich das bestens gecastete Ensemble unter der Regie von Bharat Nalluri nach dem Drehbuch von Susan Coyne in das Fabulieren der Geschichte hinter Charles Dickens Welterfolg Die Weihnachtsgeschichte.

Sie schildern ungehemmt und turbulent die Familienverhältnisse und die prekäre Finanzlage des Dichters vor und bis zum Erscheinen der Weihnachstgeschichte.

Mit Oliver Twist hatte Dickens (Dan Stevens) bereits einen Welterfolg gelandet. Er wird in Amerika enthusiastisch gefeiert. Das ist 1842. Er wohnt mit einer Menge Kindern, Frau und Kindermädchen elegant in London. Seine Wohnung ist im schweren viktorianischen Stil eingerichtet.

Nach Oliver Twist hat er drei Flops hingelegt. Hier setzt der Film mit überquellender Fabulierlust ein, zeigt einen Dichter zwischen finanziellen Forderungen seiner Gläubiger, der Skepsis des Verlegers, der Suche nach Inspiration im bereits vorhandenen Proletariat, in seiner Vergangenheit als Junge in einer Fabrik, beim Beobachten des Kindermädchens aus Irland.

In seinem Geist fangen die Figuren an zu entstehen, ihn zu quälen, zu provozieren, ihm den Schlaf zu rauben. Großartig ist Christopher Plummer als das Urbild von Scrooge.

Story-hinter-der-literarischen-Story-Filme gab es dieses Jahr schon mehrere: Goodbye Christopher Robin über die Story hinter Puuh dem Bären und Astrid über Astrid Lindgren. Der hier ist sicher derjenige, der am meisten Geist und Gefühl des Protagonisten inhaliert.

Der Film von Bharat Nallur schwelgt förmlich in dem, was man vielleicht die Charles-Dickens-Atmosphäre nennen könnte. Die Schauspieler spielen leicht exaltiert, leicht theatralisch, aber so gekonnt, dass das einen zusätzlichen Reiz ergibt. Sie geben damit auch zu verstehen, in solch guten Geschichten, da sind wir zuhause, das sind Grundelemente unserer Kultur wie auch unserer Filmkultur. Einer der Filme, bei denen die gut 100 Minuten Spielzeit keineswegs zu lang sind. An London als großem Welttheater kann man sich auch nicht so schnell satt sehen.

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