Frau Mutter Tier

Der Titel beschreibt einen Allgemeinplatz, dass Mütter gestresst und überfordert sind mit ihrer Mehrfachrolle als Ehefrau, Schwiegertochter, Mutter und womöglich noch als Regalauffüllerin oder klischeehafte Werbefuzzi für Ökoprodukte.

Für das gleichmäßige Verteilen von trendigem Erziehsprech mit besonderer Berücksichtigung des Veganen und der Lactose auf die nicht näher studierten Figuren in diesem Szenen-Verzopfkino von Felicitas Darschin, dürfte Rudi Gaul, der nebst Alexandra Helmig für das Drehbuch steht, verantwortlich sein.

Das erinnert in der Vorstellung dessen, wie Kino leichterdings machbar sei, an Safari – Match me if you can. Wobei der Krampf in dem Versuch, Alltagssituationen nachzuerfinden oder zu rekonstruieren, hier noch größer erscheint, die Unnatürlichkeit der Darstellung des überwiegenden Münchner-Castes noch mehr abstinkt.

Einzig Julia Jentsch rettet sich hochanständig und ohne Übertreibung noch in den grausamst konstruierten und schwerfällig inszenierten Situationen. Wie sie mit einem Zwillingskinderwagen unterwegs ist – wobei sie nur ein Kind hat – aber, der Gag ist lang und umständlich vorbereitet. Ihr Einkindkinderwagen wurde von einem bescheuerten Radfahrer im Hausflur angekettet, so hat sie sich den gerade freien Zwillingskinderwagen dicht daneben geschnappt, damit später der Gag im Reformhaus auch ja klappt mit dem meilenweit absehbaren Umfahren eines Werbeturmes aus Shampoopackungen.

Auch dieses Produkt wird im Film wieder vorkommen und die Regalaufräumerin mimt dabei eine Influencerin. Also es soll keiner sagen, die haben sich nichts gedacht bei der Herstellung dieses Filmes und sie hätten keine Verknüpfungen gesucht und gebastelt.

Aber sie haben nicht genügend gedacht – oder an den falschen Stellen. Sie haben es sich zu einfach gemacht. Sie haben sozusagen eine Reihe von Kurzfilmen, die in sich wiederum nicht genügend gearbeitet sind, ineinander verwickelt, womit sie alle weitergehenden Ansprüche an einen spannenden Kinofilm von sich weisen können, Ansprüche an tieferes Studium von Figuren.

Die Darsteller müssen so billig herhalten für die Reproduktion erfundener, allenfalls anekdotisch erlebter und rekonstruierter Alltagsstressszenen von Müttern. Was wir ja alle nicht kennen, was wir bestimmt zum ersten Mal hören und uns so, als filmisches Thema bestimmt immer schon gewünscht haben.

Ich frage mich, wer sich diesen Film anschauen soll, also wer ihn sich aus spontanem Interesse freiwillig anschauen wird. Die gestressten Mütter haben keine Zeit; auch im Film geht keine ins Kino, einzig die Julia Jentsch geht kurz und sehr schick an ein Sponsorenessen, dieses allerdings höchst medioker inszeniert.

Junge Ehemänner dürften eher nicht die Zielgruppe sein, so windelweich wie sie dargestellt sind, so uninteressant; keiner will sich als Langweiler im Kino wiederfinden.

Omas haben sicher auch Gscheiteres zu tun als so einen Film anzuschauen, der nur die allzubekannten Klischees über gestresste Familien auffährt. Das kennen sie aus eigener Erfahrung und haben es längst hinter sich. Und es ist nicht so, dass irgend etwas Erhellendes über den Erfahrungsbereich Hinausgehendes in dem Film herausgearbeitet worden wäre; er illustriert nur den Gemeinplatz, dass Mütter gestresst sind. Deshalb kommen auch die Babys und die Kinder als Augenfang nicht in Frage.

Das Hauptkinopublikum, die Freitag-Abend-Popcorn-Generation, dürfte mit der eigenen Verliebtheit beschäftigt sein und sich den Abend nicht mit so einem Film versauen wollen, für die gibt es grad gar nichts zu lachen, wenn das die Lebensperspektive mit der Gründung einer Familie sein soll.

Und das gepflegte, kinogängerische Seniorentum ist zu anspruchsvoll und zu verwöhnt vom Arthouse-Angebot; es dürfte von der Minderqualität dieses Filmes wenig angetan sein, der meines Erachtens gleich entsorgt gehört ins Museum der Pathologie des geförderten deutschen Kinos der ersten zwanzig Jahre des dritten Jahrtausends.

Mitverantwortlich für diese Energie- und Geldverschleuderung, für diese künstlerische Ressourcenverschwendung sind wieder diverse Filmförderer, die im Presseheft allerdings nicht vermerkt sind.

Beispiel für die miserable Inszenierung: das Kind das vom Dach des Spielhauses auf dem Spielplatz fällt: es muss ohnmächtig geworden sein, denn der Aufprallton auf dem Sand ist wie der eines schweren Kartoffelsackes. Das ist unrealistisch. Genau so wie die darauf folgende Rettungsaktion; die ist nicht mal von der Theorie her nachvollziehbar, geschweige denn von der minderbemittelten Performance.

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