Al Berto

Kino von Poesie und Sinnlichkeit.

Das beinhaltet hohe Sensibilität des Regisseurs und Drehbuchautors Vicente Alves do Ó für das, was Poesie und Sinnlichkeit beinhalten und ausmacht: die Tiefe, die Sehnsucht des Menschen nach Freiheit und Liebe und Leidenschaft mit allen ihren Nebenwirkungen. Was ist Liebe, wie umfassend kann sie sein, wie verfügbar ist sie, wie haltbar, wie verlässlich?

Das beinhaltet ein Auge für schöne Bilder, für Ästhetik, für attraktive Darsteller, ein Gefühl für die Führung der Darsteller, Blicke in die Abgründe und in Portugal muss die Zeit der Diktatur gestreift werden, das Thema Arbeiter (und Widerstandskämpfer) und Reiche, Ausbeutung (nicht ein Leben lang Fischarbeiterin zu sein).

Der Film spielt Mitte der 70er in Sines, einer Stadt am Meer im Süden Portugals. Al Berto (Ricardo Teixeira) hat die Ortschaft verlassen, hat Brüsseler Luft geschnuppert und Freiheiten gefunden.

Al Berto kehrt zurück und quartiert sich in einer leerstehenden Villa ein, die seiner Familie gehört hat. Bei einem Konzert verliebt er sich in Joao (José Pimentao), den er von früher kennt. Sie leben einer freie, malerische Liebe in der Villa. Sie machen ihre Liebe publik.

In der Villa lässt Al Berto eine Familie einziehen. Es werden Lyrik-Lesungen veranstaltet (Dichtung kennt keinen Dresscode) und Partys mit Discokugel gefeiert. Al Berto eröffnet im Fischerstädtchen einen Buchladen. Er will Geist und Kunst in den Ort bringen.

Zum Wesen der Menschen gehört aber auch, dass manche es nicht mögen, wenn andere frei sind, dass sie es nicht haben können, wenn Menschen ihr Leben genießen. Es kommt im Dorf Negativstimmung auf gegen das Leben in der Villa (Blicke von Dorfbewohnern, die töten könnten, oder der Satz: die Leute reden).

Und auch die Beziehung von Al Berto und Joao wird nach einer Party mit Matrosen – dort tritt auch ein Travestiekünstler auf, den Al Berto aus Brüssel kennt – schwer geprüft.

Die Welt der Kunst und der Empfindung, geistvoll angereichert mit Literatur – und diese Welt, die wünscht, dass die Menschen friedlich miteinander leben, ohne sich auszubeuten, die findet immer ihren Gegenpart, zu dem auch die Staatsgewalt gehören kann. Ein malerisch-sinnliches Kino mit dem weichen Sound Portugals unterlegt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert